Persönlich Mathias Döpfner . . . schließt sich Böhmermann an

Just als Jan Böhmermann nach seinem Schmäh-Gedicht über Recep Erdogan und dem folgenden Ermittlungsverfahren wegen Beleidigung eines Staatsoberhaupts dachte, er könnte nicht mehr in größere Probleme geraten, bietet ihm ein unerwarteter Freund und Waffenbruder Unterstützung an: Mathias Döpfner (53), Chef des Medienhauses Springer ("Bild", "Welt", "N24") höchstpersönlich, verfasste in der "Welt am Sonntag" einen Offenen Brief an den Satiriker.

In mehr als 5000 Zeichen versichert Döpfner Böhmermann nicht nur seine Bewunderung ("Ein Kunstwerk", "Große Satire", "Ich habe laut gelacht"). Er schließe sich sämtlichen "Formulierungen und Schmähungen inhaltlich voll und ganz" an und mache sie sich auch "in jeder juristischen Form zu eigen" - auf dass man sich vor Gericht kennenlernen möge; Auge in Auge mit "Präsident Erdogan als Fachgutachter für die Grenzen satirischer Geschmacklosigkeit".

Das ist nicht unlustig, aber auch nicht mutig, sondern bloß wohlfeil.

Zu einem Prozess könnte es zwar theoretisch kommen, zu einer empfindlichen Strafe allerdings kaum. Döpfners Brief ist nicht wirr wie die berühmt-berüchtigte "Post von Wagner". Seine Gedanken zur Satirefreiheit sind nachvollziehbar, ebenso die Kritik an Erdogans autoritärer Herrschaft und Deutschlands hochgradiger Abhängigkeit von der Türkei bei der Zurückhaltung hunderttausender weiterer Flüchtlinge, die Berlin drei Milliarden Euro wert ist. Irritierend wirkt indes sein aufklärerischer Gestus bei der Nennung des Offensichtlichen. Zumal er gemischt ist mit untypischer Unterwürfigkeit ("Dass Ihr Gedicht geschmacklos, primitiv und beleidigend war, war ja - wenn ich es richtig verstanden habe - der Sinn der Sache") sowie weinerlicher Klage über Böhmermanns harten Anti-"Bild"-Kurs.

Als der Erfolgsfan, der er ist, outet sich Döpfner immerhin selbst: Böhmermanns Sendungen, gibt er zu, habe er leider noch nie sehen können.

(RP)
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