Persönlich Matthias Müller . . . führt VW seit 100 Tagen

Eigentlich wollte Matthias Müller am Steuer von Porsche in das neue Jahr rasen. Doch im Spätsommer beförderte ihn der VW-Abgasskandal, der Martin Winterkorn das Amt kostete, an die Spitze des Volkswagen-Konzerns. Morgen ist Müller 100 Tage im Amt. Eine Schonzeit hatte der Mann, der es vom Werkzeugmacher zum Porsche-Chef gebracht hatte, nicht. Gleich vom ersten Tag an war der 62-Jährige bei VW als Krisenmanager gefragt: Müller muss Milliarden-Klagen in den USA abwehren, Behörden vom aufrichtigen Aufräumwillen überzeugen, das Vertrauen der Kunden und Mitarbeiter zurückgewinnen.

Doch auch gemessen an der Größe der Aufgabe fällt Müllers erste Zwischenbilanz trübe aus wie der Ausstoß aus den Dieselmotoren von VW: Die deutschen Kunden verprellte der Konzern damit, dass er zunächst exklusiv den Amerikanern Gutscheine zur Beschwichtigung anbot. Bis heute sind viele Kunden verunsichert, ob ihr Wagen betroffen ist und 2016 in die Werkstatt muss.

Beim ersten großen Auftritt im Dezember vertat Müller die Chance, Glaubwürdigkeit für VW zurückzugewinnen. Statt Reue zu zeigen und echte Maßnahmen im Kampf gegen die Krise zu nennen, forderte er: "VW braucht mehr Silicon Valley." Dabei hatte er zuvor als Porsche-Chef gelästert, das selbstfahrende Auto sei ein vorübergehender Hype. Auch die Aktionäre sind von Müller enttäuscht. Die Aktie schloss Silvester 28 Prozent unter dem Vorjahreswert, die VW-Aktie hat den drittschlechtesten Wert im Dax. Aufbruch sieht anders aus. Eigentlich zeigt Müllers Vita, dass er der falsche Mann für den Neustart von Volkswagen ist. Nach seiner Lehre hat er Informatik studiert. Fast sein ganzes Berufsleben hat er bei VW verbracht und stieg an der Seite von Winterkorn auf, meist war er für die schnellen Wagen zuständig. Das ausgerechnet dieser Mann des alten Systems Volkswagen 2016 zu neuem Glanz verhilft, muss stark bezweifelt werden.

(RP)
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