Berlin Mehr als 4500 Ehrenamtler beim Bürgerfest des Bundespräsidenten

Berlin · Bundespräsident Joachim Gauck steht am Rednerpult und hat schon seit Minuten keinen Satz mehr gesagt, der im Redemanuskript steht. Dafür ist er zu begeistert, dass 4500 Ehrenamtliche aus ganz Deutschland zum Bürgerfest ins Schloss Bellevue gekommen sind. "Min Jung, Du darfst Dich auf meinen Platz setzen", ruft er einem kleinen Knirps zu, der suchend vor der ersten Reihe herumläuft.

Der Präsident begrüßt seine Gäste beim Bürgerfest in Berlin im Park von Schloss Bellevue mit großem Dank. "Danke vor allem dafür", sagt der Bundespräsident, "dass Sie Ihr Bürgersein nicht als Katalog von Rechten und Ansprüchen verstehen". Die Ehrenamtlichen würden vielmehr ihr Bürgersein als Verpflichtung sehen, als Verpflichtung, "gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen". Das Bürgerfest, das gestern am späten Nachmittag für geladene Gäste eröffnet wurde und den ganzen Samstag über für alle interessierten Bürger offen ist, steht im Zeichen des Ehrenamts. Erwartet werden weitere 10 000 Gäste.

Zwischen den Bühnen und Zelten im Park, wo Lesungen, Musik, Talks und Kinderprogramm stattfinden, liegt der "Ort der Begegnung", wo verschiedene Initiativen über ehrenamtliche Arbeit informieren. "Es geht uns in diesem Jahr auch darum, Ehrenämter mit Seltenheitswert zu zeigen oder mit Leuchtturmprojekten zur Nachahmung anzuregen", sagte Gauck. Mit der Band BAP und Sänger Andreas Bourani haben sich prominente Musiker angesagt. Die Moderatoren, Barbara Schöneberger und Eckhardt von Hirschhausen, sorgen für Spaß.

Der Bundespräsident zeigt sich entspannt. Er geht umher, plaudert mit seinen Gästen und versprüht seine Botschaft des Miteinanders. In den vergangenen Tagen hatte er viel Kritik und auch viel Zuspruch zu seiner markanten Rede zum 1. September erhalten. Nun ist er im Feiermodus. Er nimmt ein wenig Abstand zu den Krisen in der Welt und kümmert sich um die Funktion des Gemeinwesens im Land. "Die Menschen, die zu so einem Fest kommen, repräsentieren das Vorzeigedeutschland", sagt er.

Joachim Gauck nennt seine jährliche Einladung bewusst "Bürgerfest". Er ist kein Präsident, der sich durch die Abgrenzung von der Parteipolitik dem Volk anbiedert. Im Gegenteil, mit seinen außenpolitischen Reden in diesem Jahr hat er die Entscheidungen der Bundesregierung für entschlossene Reaktionen in den Krisenherden Nordirak und Ukraine befördert und gestützt. Dennoch versteht er sich als Bürger unter Bürgern.

Und Kabarettist Eckardt von Hirschhausen gibt allen, die noch kein Ehrenamt haben, den Hinweis: "Menschen mit Ehrenamt leben sieben Jahre länger als die ohne."

(qua)
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