Mehr Gelassenheit

In Deutschland erhalten 1,2 Millionen Schüler Nachhilfe. Das ist im internationalen Vergleich nicht mal viel. Der Anteil der Nachhilfe-Schüler bei Mathematik ist in Japan zum Beispiel doppelt so hoch wie in Deutschland.

Die Sorgen der Eltern sind durchaus zu verstehen: Keiner will, dass sein Kind abgehängt wird. Und gewiss gibt es Situationen wie eine lange Krankheit, in denen Hilfe kurzzeitig Sinn macht. Dennoch ist die Bertelsmann-Studie alarmierend: Denn es sind nicht nur leistungsschwache Kinder, die mittels Nachhilfe ihre Versetzung sichern wollen. Jeder dritte Nachhilfeschüler hat befriedigende bis sehr gute Noten. Das kann es nicht sein. Da drängt sich der Verdacht auf, dass ehrgeizige Eltern ihre Kleinen nur zu noch mehr Leistungen trimmen oder ihren Kindern das einsame Lernen gegen Geld abnehmen lassen wollen. Hier ist mehr Gelassenheit der Eltern gefragt - im Interesse der Kinder. Nicht jeder muss auf das Gymnasium, und echter Eifer kann ohnehin nur aus den Kindern selbst kommen. Nachhilfe sollte kein 900-Millionen-Geschäft mit falschem Ehrgeiz und Abstiegsangst sein.

(anh)
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