Merkel spielt in Griechen-Krise auf Zeit

Merkels Abneigung gegen klare Entscheidungen in Krisenlagen ist im Fall von Griechenland ein Vorteil. Aktuell hat sie die Wahl zwischen Pest und Cholera, zwischen einem Grexit mit unabsehbaren Folgen und weiteren unverantwortbaren Finanz-Hilfen für die Griechen. Warum sollte man da zugreifen?

So tarierte Merkel gestern das politische Kräfteparallelogramm mal wieder so aus, dass keine schnellen Entscheidungen fallen können. Sie gab sich offen für neue Vorschläge aus Athen und sendete innenpolitisch das Signal, dass sie den Griechen nicht entgegenkommen wird. Um Deutschland nicht wieder in die isolierte Rolle des Zuchtmeisters der Euro-Zone zu bringen, reiste sie am Tag nach dem Referendum nach Paris. Auf die deutsch-französische Achse kann sie sich wieder verlassen, seit man durch die Terror-Anschläge von Paris und die Waffenstillstandsverhandlungen um die Ukraine zusammengerückt ist.

Tsipras hatte seinem Volk versprochen, dass er 48 Stunden nach dem Referendum eine Lösung für die griechischen Finanzen erreicht haben wird. Da hat er aber die Rechnung ohne die deutsche Kanzlerin gemacht, die auch das politische Spiel beherrscht - insbesondere das auf Zeit.

(RP)
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