Ankara/Düsseldorf Merkel will Türkei Syrer abnehmen

Ankara/Düsseldorf · Die Kanzlerin besucht Ankara. Sie kündigt an, mit einigen EU-Staaten in der Flüchtlingskrise voranzugehen.

Zur Bewältigung der Flüchtlingskrise setzt Kanzlerin Angela Merkel zunehmend auf eine "Koalition der Willigen" in der EU sowie direkte Kooperation mit der Türkei. Merkel betonte bei ihrem Besuch in Ankara, dass auch künftig syrische Flüchtlinge nach Europa kommen werden. Eine Gruppe von EU-Staaten werde in Kürze damit beginnen, der Türkei sogenannte syrische Kontingent-Flüchtlinge abzunehmen.

"Wir können nicht von der Türkei auf der einen Seite erwarten, dass sie alles stoppt, und auf der anderen Seite sagen wir, über die Kontingente sprechen wir dann in einem halben Jahr", sagte Merkel nach einem Gespräch mit Ministerpräsident Ahmet Davutoglu mit Blick auf die von der EU geforderten Grenzkontrollen an der Ägäis. Beides müsse Hand in Hand gehen. "Deshalb gibt es jetzt eine Gruppe freiwilliger Länder, die auf diesem Gebiet auch die ersten Schritte tun werden", sagte Merkel. Ankara hat der EU zugesagt, die Grenzen besser zu schützen. Im Gegenzug verspricht die EU der Türkei mindestens drei Milliarden Euro für die Versorgung der Flüchtlinge im Land.

Die Kanzlerin kündigte ebenfalls an, dass sich die Nato nun auch um den Küstenschutz zwischen den Nato-Partnern Griechenland und Türkei kümmern solle, um die illegale Migration unterbinden zu helfen. Bereits bei einem Nato-Treffen am Donnerstag werde es darum gehen, was die Nato für die Überwachung der Ägäis tun könne. Dort ertranken beim Untergang von zwei Flüchtlingsbooten gestern mindestens 38 Menschen, darunter elf Kinder.

Zur Lage an der türkisch-syrischen Grenze sagte Merkel, sie sei "entsetzt, was an menschlichem Leid für Zehntausende Menschen durch Bombenangriffe entstanden ist, vorrangig von russischer Seite". An der Grenze zur Türkei warten rund 10.000 syrische Flüchtlinge auf eine Einreise. Merkel sicherte Davutoglu Unterstützung durch das Technische Hilfswerk zu. Nach dem Gespräch mit dem Regierungschef traf die Kanzlerin auch Präsident Recep Tayyip Erdogan.

In den türkischen Kurdengebieten gingen die Kämpfe zwischen Milizen und Armee weiter. In Cizre an der syrischen Grenze sollen Sicherheitskräfte bis zu 60 Kurden getötet haben. Gegen das Vorgehen der Türkei demonstrierten in der Nacht zu gestern Hunderte Kurden in NRW. Gegen 1.50 Uhr machten sich in Köln, Duisburg, Essen und Düsseldorf Demonstrationszüge auf den Weg.

(RP)
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