Merkels Geste in Davos

Die Bundeskanzlerin wird oft als zögerlich und wenig entscheidungsfreudig kritisiert. Sie laviere und warte oft ab, wie sich die Dinge entwickeln, um dann schnell auf den Zug aufzuspringen. Im Konflikt mit Russland wird die vorsichtige Haltung zur Tugend. Denn Merkels Strategie, mit Russlands Präsident Putin im Gespräch zu bleiben, ihm aber auch klare Grenzen aufzuzeigen, hat die blutigen Auseinandersetzungen in der Ost-Ukraine zumindest nicht völlig eskalieren lassen.

Jetzt hat sie dem russischen Machthaber ein weiteres Angebot gemacht. Sie will die europäische Freihandelszone um die eurasische erweitern, die unter Führung Moskaus steht. Damit erreicht sie zweierlei: Erstens mildert das die Sanktionen, die schließlich auch deutsche Unternehmen treffen. Aber sie gibt auch Putin die Möglichkeit, gesichtswahrend aus dem Konflikt um die Ost-Ukraine herauszukommen. Nimmt er das Angebot der langfristigen Zusammenarbeit an, kann er dem Westen wieder auf Augenhöhe begegnen und vielleicht sogar Zugeständnisse machen. Er ist jetzt jedenfalls am Zuge.

(RP)
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