Merkels mühsamer Machtpoker

Angela Merkel macht in den Jamaika-Sondierungen das, was sie aus dem Effeff beherrscht: Sie moderiert und mahnt nach innen, tüftelt im Verborgenen Kompromisse aus und schweigt nach außen. Bis auf ihre zuversichtliche, aber spärliche Zwischenbilanz vor einer Woche haben die Bürger von ihr in der aufgeheizten Phase dieser ersten Verhandlungen über ein schwarz-gelb-grünes Bündnis noch nichts gehört.

Das ist nicht ohne Risiko. Denn so entsteht der Eindruck, gerade die Kanzlerin und ihre Partei hätten weniger zu bieten als die viel kleineren Gesprächspartner CSU, FDP und Grüne. Für die CDU-Chefin ist es aber Zeitverschwendung, öffentlich Bedingungen für eine Koalition zu stellen oder die jetzigen politischen Konkurrenten und möglichen künftigen Weggefährten zu provozieren. Sie setzt in ihrem Machtpoker lieber alles auf die ihr so vertraute Karte des mühsamen Ringens um die für alle Seiten gesichtswahrende Lösung. Die 63-Jährige will diese Regierung bilden - nicht um jeden Preis, aber mit der Bereitschaft zu hohem Einsatz. Gestern schlossen die Unterhändler erste Kompromisse. Der Punkt ist nicht mehr fern, an dem so viele Hürden genommen sind, dass niemand mehr umkehren will.

(kd)
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