Persönlich Michael Glos . . . trauert der Macht hinterher

Gefragt nach seinem Lieblings-Zitat aus der Bibel, nannte Michael Glos (CSU) einst Matthäus 7,1: "Richtet nicht, auf dass ihr nicht gerichtet werdet." Niemand solle meinen, dass er die Wahrheit gepachtet habe, erklärte der frühere Wirtschaftsminister. Entsprechend rustikal setzte er sich zur Wehr, wenn er in der Politik auf Männer traf, die in der öffentlichen Wahrnehmung genau dazu neigen. Den Grünen-Politiker Jürgen Trittin bezeichnete Glos, der morgen seinen 70. Geburtstag feiert, als "Öko-Stalinist" und "größten Kotzbrocken, den die Grünen haben". Und als Horst Seehofer den Parteivorsitz der CSU übernahm, trat Glos 2009 lieber vorzeitig von seinem Amt als Bundeswirtschaftsminister zurück. "Ich wollte nicht unter jedem dienen", sagt er heute rückblickend über die Zeit im Amt, mit dem er nie glücklich geworden ist. Und um im Bibel-Bild zu bleiben: Richten lassen wollte er sich von Seehofer, mit dem ihn eine herzlich ausgelebte Gegnerschaft verband, auch nicht: "Als Seehofer mein Parteivorsitzender geworden ist, wusste ich, dass meine Tage gezählt sind."

Natürlich fehle die Macht ein wenig, sagt der gelernte Müller, der bis 2013 37 Jahre im Bundestag saß und als langjähriger CSU-Landesgruppenchef als Strippenzieher galt. Doch der Preis war hoch: Das Politikerleben sei stressig gewesen - mit wenig Schlaf und falschem Essen. "Ich habe meine Kinder nicht aufwachsen sehen. Das will ich jetzt bei meinen sechs Enkeln nachholen." Zwei Söhne hat er mit seiner Frau Ilse, mit der er seit 46 Jahren verheiratet ist.

Ganz loslassen kann Glos die Politik noch nicht. "Ich befinde mich noch immer im Transit zwischen meiner aktiven und nichtaktiven Zeit", sagt der CSU-Politiker. Er ist noch oft in seinem Berliner Büro, jeden Morgen liest er vier Tageszeitungen und informiert sich über Börsendaten im Videotext. Morgen allerdings nicht; seinen Geburtstag feiert er auf einer Insel in Asien.

(RP)
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