Persönlich Michail Chodorkowski . . . hat wieder Ärger mit Putins Justiz

Damals war es Steuerhinterziehung. Jetzt ist es Mord. Als Sicherheitskräfte vor zwölf Jahren den Privatjet von Michail Chodorkowski stürmten, den Ölmagnaten und reichsten Mann Russlands verhafteten - er landete vor Gericht, wurde angeklagt und für zehn Jahre weggesperrt -, warf ihm die russische Justiz Steuerbetrug vor sowie Geldwäsche und Öldiebstahl. Nun steht Chodorkowski, der sich nach seiner Freilassung mit seiner Frau und zwei seiner vier Kinder in der Schweiz niedergelassen hat, erneut im Fokus russischer Ermittler. Zum einen wegen Mordvorwurfs: Es lägen Beweise vor, dass er 1998 den Mord am Bürgermeister der sibirischen Stadt Neftejugansk in Auftrag gegeben habe, hieß es jüngst aus Kreisen der Justiz. Chodorkowski bestreitet die Vorwürfe.

Zum anderen wurden gestern die Moskauer Zentrale sowie Wohnungen mehrerer Mitarbeiter von Chodorkowskis Stiftung "Offenes Russland" durchsucht. Die Stiftung veröffentlicht Berichte über die Lage in Russland und setzt sich für freie Wahlen ein - damit aber hätten die Aktionen nichts zu tun, ließen die Behörden wissen. Vielmehr gehe es um die Privatisierung eines Bergwerks- und Düngemittelbetriebes im Jahr 2003, in die Chodorkowski und seine Partner verwickelt gewesen sein sollen und die als illegal eingestuft wurden, berichtet die Nachrichtenagentur Reuters.

Michail Chodorkowski war von 1996 bis zu seiner Verhaftung 2003 Chef des Ölkonzerns Yukos. Anfang 2003 geriet er in einer öffentlichen Diskussion mit Präsident Wladimir Putin aneinander. Sie stritten über Korruption. Kurz darauf kamen die Ermittlungen ins Rollen.

In den vergangenen Wochen verschärfte Chodorkowski erneut seine Kritik am Präsidenten, der wieder Wladimir Putin heißt, und prompt erhöht auch die russische Justiz den Druck gegen den Exilanten. Das mag ein Zufall sein - oder auch nicht.

Klas Libuda

(RP)
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