Michelle Müntefering nominiert

herne Die Frau des früheren SPD-Bundesvorsitzenden Franz Müntefering wird aller Voraussicht nach dem künftigen Bundestag angehören. Michelle Müntefering setzte sich gestern Abend bei einer Delegiertenkonferenz mit 77 Stimmen gegen ihre Mitbewerberin durch. Ihre Konkurrentin, die Kommunalpolitikerin Anke Hildenbrand, erhielt 51 Stimmen. "Ich werde Michelle jetzt mit aller Kraft im Wahlkampf unterstützen", gab sich die Unterlegene versöhnlich. Sie hoffe, dass die in der Partei aufgerissenen Wunden "heilbar" seien.

Der Kampf um die Kandidatur im Wahlkreis Herne 142 Herne/Bochum II hatte heftige Emotionen ausgelöst. An der SPD-Basis gab es die Besorgnis, dass die Parteispitze in Berlin Einfluss auf die Nominierung ausüben wollte. Genährt wurden die Gerüchte dadurch, dass Uwe Knüpfer, Chefredakteur der SPD-Parteizeitschrift Vorwärts, sich überraschend als dritter Kandidat um das Mandat bewarb. Zwei unterschiedliche Verschwörungstheorien kamen in Umlauf. In der ersten Variante wurde Knüpfer von den Gegnern von Franz Müntefering geschickt, um einen Erfolg von Michelle Müntefering zu verhindern. Die andere Variante besagte das genau Gegenteil. Danach soll Franz Müntefering den Vorwärtschef geben haben, seinen Hut in den Ring zu werfen, um Herausforderin Hildenbrand zu schaden.

Knüpfer selbst wies beide Spekulationen als "völlig absurd" zurück. Niemand habe ihn geschickt, bekräftigte der Vorwärtschef kürzlich im Gespräch mit unserer Zeitung. Bei einer Vorstellungsrunde konnte der 57-Jährige allerdings nur wenige Sozialdemokraten überzeigen. Als er bei einer Abstimmung im Unterbezirk Herne lediglich auf 18 Stimmen kam, zog er seine Kandidatur wieder zurück. In einer SMS-Kurznachricht empfahl Knüpfer seinen Unterstützern, bei der Endabstimmung Michelle Müntefering zu wählen.

Die 32-Jährige engagierte sich schon vor 15 Jahren als Michelle Schumann in der Herner SPD. Als Stadtverordnete kümmert sie sich um die Schulpolitik. Seit acht Jahren gehört die Politikerin dem Vorstand der NRW-SPD an. Mit Franz Müntefering ist die Journalistin, die ihre Ausbildung beim Vorwärts machte, seit 2009 verheiratet. Der Wahlkreis 142 gilt für die SPD als sicher. Gerd Bollmann, der nicht erneut antritt, erhielt 2009 bei der Bundestagswahl 51,3 Prozent der Stimmen.

Ob Franz Müntefering, der erstmals 1975 in der Bundestag einzog, bei der Bundestagswahl im kommenden Jahr erneut kandidieren wird, hat der 72-Jährige bislang offen gelassen.

(RP)
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