Düsseldorf Millionen Vodafone-Daten in Ratingen gestohlen

Düsseldorf · Ein externer Experte entwendete Kundenadressen und Kontodaten vom Rechenzentrum in Ratingen. Die Polizei durchsuchte sein Haus.

Erneut erschüttert ein Datenskandal die Republik. Bei Deutschlands zweitgrößtem Telefonkonzern Vodafone mit Hauptsitz in Düsseldorf kopierte ein externer Dienstleister mit viel Spezialwissen die Daten von zwei Millionen Kunden. Der Angriff sei "mit hoher krimineller Energie" gelaufen, teilte Vodafone gestern mit. Bereits am 5. September wurde die Attacke durch ein internes Sicherheitssystem bekannt, Vodafone schaltete nach eigener Angabe sofort die Polizei ein. Nach Vorermittlungen gab es kürzlich auch noch eine Hausdurchsuchung beim Hauptverdächtigen. Gestern wurde dann die Öffentlichkeit informiert.

Gleichzeitig benachrichtigte der Konzern per Brief die zwei Millionen Haushalte, die vom Datendiebstahl betroffen sind. Den Brief unterschrieben hat Jens Schulte-Bockum, der Chef der Geschäftsführung von Vodafone Deutschland. "Ich bedauere diesen Vorfall sehr und möchte nochmals betonen, dass die Sicherheit Ihrer Daten für uns höchste Priorität hat", schreibt er. Man arbeite eng mit der Polizei zusammen, um alles aufzuklären. "Die Ermittlungen laufen auf Hochtouren", erklärt der Düsseldorfer Oberstaatsanwalt Ralf Möllmann. "Das scheint einer der größten Fälle von Diebstahl privater Daten deutscher Kunden zu werden", sagt Frank Hülsberg, Experte für Datenkriminalität bei der Beratungsfirma WTS.

Denn bei den Daten, die im Vodafone-Rechenzentrum in Ratingen gespeichert sind, handelt es sich um äußerst sensible Informationen: So wurden Namen, Adressen, Geburtsdaten, Geschlecht sowie die kompletten Kontoverbindungen der Kunden kopiert. "Damit könnte man massenhaft Lastschriften zu Lasten der Kunden abbuchen lassen", warnt Klaus Müller, Chef der Verbraucherzentrale NRW. Sein Rat: "Die Kunden müssen in den nächsten Monaten und auch später auf ungewollte Abbuchungen von ihrem Konto achten."

Ärgerlich ist, dass nicht feststeht, ob die entwendeten Daten vom Hauptverdächtigen an externe Partner weitergegeben wurden. "Wenn das feststeht", fordert Verbraucherschützer Müller, "muss Vodafone einen zweiten Brief mit weiteren Informationen versenden." Vodafone betont, man werde zeitnah über alle Entwicklungen informieren.

Tatsächlich können die mehr als 35 Millionen Kunden des Telefonkonzerns erfahren, ob sie von dem Vorfall betroffen sind. Sie müssen dafür auf der Homepage des Unternehmens in einem Bereich zum Datenskandal ihre Kontonummer und ihre Bankleitzahl eingeben. Dann erfahren sie sofort, ob ihre Bankverbindung herauskopiert wurde.

Der Bundesbeauftragte für Datenschutz, Peter Schaar, wurde früh informiert. Die Behörde will herausfinden, ob Vodafone beim Absichern der Daten Fehler gemacht hat. "Wir werden untersuchen, ob es systemische Fehler gab", erklärt eine Sprecherin. Dabei wird Vodafone auch klären müssen, ob möglicherweise zu viele externe Experten in der Computertechnik arbeiten.

Der Skandal ließ auch die Nachricht von der geglückten Übernahme von Kabel Deutschland durch Vodafone in den Hintergrund treten.

(RP)
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