Straßenschlachten am Rande von Protestzug Mindestens 160 Verletzte bei Ausschreitungen in Genua

Genua (rpo). Am zweiten Tag des G8-Gipfels in Genua sind bei schweren Ausschreitungen sind in Genua mindestens 160 Menschen verletzt worden. Zuvor hatten sich mehrere hundert gewalttätige Demonstranten aus einem Protestzug von mindestens 100.000 Globalisierungsgegnern gelöst und lieferten sich Straßenschlachten mit der Polizei. Dabei wurden bis zum frühen Abend laut Behörden 83 Demonstranten, 73 Polizisten und vier Journalisten verletzt. Die Polizei nahm dutzende Personen fest, denen zum Teil versuchter Mord vorgeworfen wird.

Die Ausschreitungen begannen, als der Protestzug die Stelle erreichte, an der am Vortag ein Demonstrant von einem Polizisten erschossen wurde. Viele in der Menge riefen "Mörder, Mörder". Zunächst setzten etwa 150 vermummte Demonstranten Autos in Brand, warfen Steine auf Polizisten und zerschlugen Fensterscheiben. Später beteiligten sich mehrere hundert weitere Demonstranten an den Ausschreitungen. Die Polizei setzte Tränengas und Schlagstöcke ein.

Seit Freitag wurden mindestens 85 Personen festgenommen. Ihnen wird zum Teil unerlaubter Waffenbesitz, tätlicher Angriff und versuchter Mord vorgeworfen. Im Falle einer Verurteilung drohen ihnen bis zu 25 Jahre Haft.

Zehntausende friedliche Demonstranten gerieten zwischen die Fronten. Auch zwischen friedlichen und gewaltbereiten Globalisierungsgegnern kam es zu Handgemengen.

Die Staatsanwaltschaft erwog unterdessen, Ermittlungen gegen den Polizisten einzuleiten, der am Freitag den tödlichen Schuss auf den Demonstranten abgegeben hatte. Der 20-jährige Beamte der paramilitärischen Carabinieri wurde am Samstag wegen eines Schocks im Krankenhaus behandelt. Gegen ihn werde wegen Totschlags ermittelt, hieß es. Bei dem Opfer handelt es sich um den 23-jährigen Carlo Giuliani, der in Genua wohnhaft war.

Das Sozialforum Genua, das die Protestaktionen von rund 700 Gruppen koordinierte, verlangte nach dem Todesfall einen sofortigen Stopp des Gipfels. Dies lehnten die G-8-Staat- und Regierungschefs in einer Erklärung ab. Die Staatsmänner bedauerten den Tod des Demonstranten. Gleichzeitig verurteilten sie die Ausschreitungen und appellierten an die Globalisierungsgegner, gewaltbereite Demonstranten zu isolieren.

Ausschreitungen nach Tod des Demonstranten

Nach Bekanntwerden des Todesfalls zogen in Athen etwa 1.000 Menschen durch die Innenstadt und riefen "Mörder". Vor einem EU-Gebäude kam es zu einem Handgemenge mit der Polizei, bei dem niemand verletzt wurde. In Madrid protestierten rund 200 Menschen gegen den Tod eines Demonstranten. Sie zogen zur italienischen Botschaft und riefen "Polizisten, Mörder". In Paris und Stockholm demonstrierten ebenfalls jeweils hunderte Menschen gegen die Vorfälle in Genua.

In Hamburg wurden in der Nacht zum Samstag Scheiben von Banken eingeworfen und Müllcontainer und Holzpaletten in Brand gesetzt. Kurz nach 02.00 Uhr demonstrierten Taxifahrer mit einem 40-minütigen Taxikorso durch die Hamburger Innenstadt.

In Köln demonstrierten am Freitagabend rund 150 Menschen vor dem italienischen Generalkonsulat, in Frankfurt beteiligten sich am Samstag etwa 80 Menschen am einer Kundgebung. In Magdeburg wurden bei einer Demonstration der autonomen Szene Beamte mit Steinen beworfen und insgesamt 13 Personen festgenommen.

(RPO Archiv)
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