Persönlich Mohammed Mursi . . . droht jetzt der Strang

Dem ehemaligen ägyptischen Präsidenten Mohammed Mursi wurde immer ein Mangel an Charisma nachgesagt, weil er bei öffentlichen Auftritten selten lächelte. Wenn er als Staatschef eine Pressekonferenz gab, dann brüllte er wie ein Marktschreier ins Mikrofon - was ihm auch nicht mehr Ausstrahlung verlieh. Die Zeit der Pressekonferenzen ist mittlerweile vorbei. Der 63-Jährige sitzt in einem Hochsicherheitsgefängnis in Alexandria - und seine Lage wird immer ernster. Er kann der Hinrichtung wohl nicht entkommen. Ein Gericht in Kairo hat das Todesurteil gegen den früheren Staatschef bestätigt. Gegen die Entscheidung wird allerdings automatisch ein Berufungsverfahren eingeleitet. Der sunnitische Muslim soll sich Anfang 2011 mit der palästinensischen Hamas und der libanesischen Hisbollah dazu verschworen haben, einen Gefängnisausbruch zu organisieren.

Mursi wurde 1951 in einem Dorf der Provinz Scharkija als Sohn eines Bauern geboren. Einen Teil seiner akademischen Laufbahn absolvierte der Ingenieur und Vater von fünf Kindern in den USA. Er unterrichtete an der California State University. Mit seiner Familie lebte er in Los Angeles - zwei seiner Kinder besitzen darum auch die amerikanische Staatsbürgerschaft. Nach seiner Rückkehr machte er Karriere in der konservativen Muslimbruderschaft. Ein Jahr lang war Mursi der erste demokratisch gewählte Präsident Ägyptens. Seine Wahl offenbarte die gesellschaftliche Spaltung des Landes zwischen Islamisten und Säkularen. Mursi vertrat überwiegend die Interessen der Religiösen. Im Wahlkampf hatte er den Ägyptern eine Renaissance auf der Grundlage islamischer Werte versprochen. Die erhoffte Versöhnung blieb jedoch aus. Mursi zeigte sich starrsinnig und wenig kompromissbereit. Am 3. Juli 2013 putschte ihn das Militär nach Massenprotesten aus dem Amt. Die Muslimbruderschaft wird juristisch verfolgt.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort