Pressestimmen "Nach diesem Putschversuch wird Erdogan noch stärker sein"
Die Washington Post titelt online: "Türkeis Erdogan hat schon lange einen Putsch befürchtet. Jetzt haben sich seine Befürchtungen als richtig erwiesen."
Und sie schreibt weiter: "Daran, dass in der Türkei nun Chaos herrscht, besteht kein Zweifel. Die Frage ist, wie es weitergeht. Auf die Demokratie kommen schwierige Zeiten zu, egal wer sich durchsetzt – Erdogan oder die Putschisten."
"Putsch gescheitert, Türkei beschädigt", schreibt Spiegel-Online. "Bleibt Erdogan nun an der Macht, und danach sieht es aus, wird er gestärkt aus dieser Situation hervorgehen. Er kann sich nun darstellen als demokratisch gewählter, furchtloser, mit Gottvertrauen agierender Politiker, der sich einer verbrecherischen Gruppe von Verrätern in den Weg gestellt hat. Er wird das als Fügung deuten und sich in seiner "göttlichen Mission", die Türkei zu führen, bestätigt fühlen. Der Putsch, der Erdogan entmachten sollte, hat das Gegenteil erreicht. Erdogan dürfte künftig noch autoritärer herrschen. Sein Weg zum Präsidialsystem ist endgültig geebnet."
Der Schweizer Tages-Anzeiger schreibt: "Der Putsch kommt überraschend. Seitdem die islamisch-konservative AKP im Jahr 2002 in der Türkei an die Macht kam, hatte die von Erdogan gegründete Partei damit begonnen, den Einfluss des Militärs zurückzudrängen. Das Militär hatte immer Vorbehalte gegen Erdogan und seine neuen Frommen, die an die Macht strebten. Die Streitkräfte verteidigen das säkulare Fundament des Landes, das Republikgründer Atatürk der Türkei vermacht hat. In der vergleichsweise noch jungen Geschichte des Landes hat das Militär immer wieder die Macht an sich gerissen, wenn die Türkei auseinanderzubrechen drohte."
Die online Ausgabe des britischen The Guardian kommentiert: "Erdogan sollte zum Wohle der Türkei dem Wunsch nach Rache widerstehen. Der Präsident sollte nach dem gescheiterten Putsch ein ruhiger Staatsmann sein, und den Putschversuch nicht dafür nutzen, um das als Feind wahrgenommene Militär zu säubern."
El Pais (Spanien) schreibt: "Der Putsch in der Türkei scheitert durch den Widerstand der Bevölkerung. Allerdings bleibt die Lage in den wichtigsten Städten instabil."
Die italenische Zeitung La Repubblica schreibt online: "Putschversuch in der Türkei: Der Plan der Generäle ist gescheitert. Durch Erdogans Appell an die Bevölkerung und die Unterstützung von Deutschland und den USA für den Präsidenten sowie die Tatsache, dass das Militär sich weigerte auf Zivilisten zu schießen, führte zur Niederlage."
"Die Stunde der Rache" titelt die Frankfurter Allgemeine. "Der Mob ist durch die Straßen Istanbuls gezogen, hat Putschisten verprügelt und gedemütigt. Jetzt könnte Erdogan all jene ausschalten, die ihm unlieb sind. Bei den Richtern hat er schon angefangen."
Der Standard aus Österreich kommentiert den Putschversuch in der Türkei mit "Der Sieg des türkischen Volkes". Und schreibt: "Für Tayyip Erdogan, den autoritär regierenden Staatschef der Türkei, ist dieser schnell gescheiterte Putsch ein enormer politischer Vorteil. Das Ausmaß kann man nur ahnen: Einen demokratischen Neubeginn im Land, einen Reset, der die Trennung der Staatsgewalten in der Praxis wiederherstellt, die Meinungs- und Versammlungsfreiheit wieder garantiert, wird der Tag nach dem Putsch nicht bringen. Dagegen spricht die Gesinnung, die Tayyip Erdogan in den vergangenen Jahren an den Tag gelegt hat."
"Neustart oder Diktatur", fragt die Neue Züricher Zeitung und kommentiert dazu: "Trotz all der Toten und des Chaos bringt der Putschversuch eine gute Nachricht: Eine Mehrheit der Türken will keine Herrschaft des Militärs. Erdogan sollte das begreifen und endlich auf seine Gegner zugehen."