Windhuk Namibia - Afrikas kleine Erfolgsgeschichte

Windhuk · Vor 25 Jahren wurde die einstige deutsche Kolonie unabhängig und hat einige Fehler vermieden.

Gnadenlos glüht die Sonne auch in den letzten Wochen des Südsommers über die Weite Namibias: Wie schon im Vorjahr hat es auch diesmal in der einstigen deutschen Kolonie zu wenig geregnet. Dennoch hat es etwas Beruhigendes, dass sich die Gespräche dieser Tage weniger um die Politik als die heiße Wüstenluft drehen.

Vor einem Vierteljahrhundert wurde Namibia unabhängig, in einer ziemlich nüchternen Feier. Im prall gefüllten Windhuker Independence-Stadion standen zwei Fahnenstangen nebeneinander auf dem Spielfeld. An der einen wehte die Flagge der seit 1915 tonangebenden Verwaltungsmacht Südafrika, die wenig später für immer eingeholt wurde. Unter der anderen lag eine zum Hissen bereite - die blau-rot-grüne Flagge Namibias mit der ewigen Sonne im oberen linken Eck.

Aber als nach mehr als 30-jährigem Widerstandskampf das letzte unter Fremdherrschaft stehende Territorium Afrikas in die Freiheit entlassen wurde, wollte sich partout kein Freudentaumel einstellen. Zwar klatschten die Menschen höflich, doch die Begeisterung blieb aus. Nach der Geburt des neuen Staates zogen alle friedlich von dannen. Selbst das berühmte deutsche Reiterdenkmal neben dem Regierungssitz wurde nicht geschleift.

Diese Schicksal ereilte das Denkmal erst 20 Jahre später. Nachdem Ross und Reiter 2009 auf Geheiß der regierenden South West African People's Organisation (Swapo), der früheren Widerstandsbewegung, zunächst abgebaut und an anderer Stelle mühsam neu errichtet worden war, wurde das Standbild 2013 in einer Nacht-und-Nebel-Aktion per Hebekran von seinem neuen Standort gehievt und harrt seither seines weiteren Schicksals.

Zum Glück ist dieser Willkürakt der Swapo eine Ausnahme geblieben, auch wenn viele der verbliebenen 100 000 Weißen damals befürchteten, dass die Wellen des Revanchismus verspätet vielleicht doch noch über Namibia zusammenschlagen würden. Ein weiterer Grund für diese latente Sorge findet sich darin, dass Namibia trotz seiner pluralistischen Verfassung einem Ein-Parteien-Staat gleicht. Erst im November letztes Jahres war die Swapo bei den Parlaments- und Präsidentenwahlen auf fast 80 Prozent der Stimmen gekommen. Der neue Staatschef Hage Geingob kam sogar auf 87 Prozent, obwohl er als Damara nicht zur größten Volksgruppe der Ovambo angehört, die seit 1990 dafür sorgt, dass die Swapo satte Mehrheiten einfährt. Der Namibia-Experte Klaus Hess sieht die hohe persönliche Zustimmung jedoch positiv, weil sie dem Pragmatiker Geingob womöglich größere politische Freiräume gegenüber seiner Partei verschaffe.

Zwar hat Namibia wie Simbabwe, aber auch Südafrika ein Landverteilungsproblem. Allerdings hat man dies in der früheren deutschen Kolonie bislang nicht durch eine brutale und oft illegale Landumverteilung wie etwa in Simbabwe gelöst, sondern einfach dadurch, dass der namibische Staat bei Landverkäufen das Vorkaufsrecht besitzt.

Wie schon zu Kolonialzeiten bilden der Bergbau und die Fischerei noch immer das Rückgrat des Landes, auch wenn der Tourismus ständig aufholt. Zur Stabilität trägt aber vor allem bei, dass dank der insgesamt gemäßigten Regierungspolitik der anfangs befürchtete Exodus der Weißen nicht stattgefunden hat. Auch die meisten der knapp 30 000 Deutschen sind geblieben. Wie eng die Bande zwischen Deutschland und Namibia trotz der nur kurzen Kolonialphase (1884 - 1915) geblieben sind, lässt sich am Bau der Ohorongo-Zementfabrik ablesen, die vom Ulmer Unternehmen Schwenk rund 400 km nördlich von Windhuk errichtet wurde und Anfang 2011 in Betrieb ging. Es ist die derzeit modernste Zementfabrik in Afrika.

(RP)
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