Persönlich Narendra Modi ... bietet rechten Hindus Spielraum

Seit 100 Tagen regiert Premierminister Narendra Modi (63) von der hindu-nationalistischen Bharatiya Janata Partei (BJP) in Indien. Seit seinem Amtsantritt wächst die Spannung in dem Land, und die Kritik an der neuen Regierung wird lauter. Unter den Augen Modis zogen religiöse Eiferer und Sittenwächter los, die Hindutva propagieren - also ein Hindutum, in dem Christentum und Islam als Fremdkörper im Land wahrgenommen werden. Eigentlich ist Indien per Verfassung ein säkularer und toleranter Staat mit zahlreichen Religionen, Ethnien und Sprachen. Doch die Hindu-Nationalisten schüren Hass zwischen den Religionen, schreiben Schulbücher um und sprechen von einem indischen Großreich. Narendra Modi, der im Ort Vadnagar im Distrikt Mahesana als drittes von sechs Kindern eines Lebensmittelhändlers geboren wurde, regiert Indien mit starker Hand. Er bestimmt sogar die Kleidung seiner Minister und lässt die Sauberkeit der Schreibtische seiner Beamten genau kontrollieren. Deshalb werfen ihm seine Kritiker nicht nur vor, dass er den Hindu-Nationalisten durch sein Wegschauen Spielraum lasse, sondern dass er sie gezielt unterstütze.

Im Bundesstaat Gujarat, den der studierte Politikwissenschaftler Modi vor seinem neuen Amt mehr als zwölf Jahre regierte, bekommen die Schulkinder schon hindu-nationalistische Kost vorgesetzt. In 40 000 Schulen liegen Bücher aus, in denen den Kindern geraten wird, an Geburtstagen keine Kerzen auszublasen, da dies "westliche Kultur" sei. Darüber hinaus behaupten Parlamentsabgeordnete von Modis Partei, im Bundesstaat Uttar Pradesh würden Muslime hinduistische Mädchen verführen und sie zwingen, zum Islam zu konvertieren. Schlagwort der unterstellten Kampagne: "Love Dschihad".

Derartige Propaganda, verbreitet von mehreren Hindu-Organisationen, eskalierte in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder und führte zu Unruhen mit Hunderten Toten.

(RP)
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