Berlin Neonazi-Affäre: Chef des Verfassungsschutzes geht

Berlin · Der Präsident des Verfassungsschutzes, Heinz Fromm, hat nach der beispiellosen Pannenserie bei den Ermittlungen gegen die Neonazi-Terrorzelle NSU sein Amt aufgegeben. Nach Informationen unserer Zeitung aus Sicherheitskreisen bat Fromm gestern früh Innenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) um seine Entlassung.

Der Minister stimmte dem zu. Der 63-jährige Sozialdemokrat, der zwölf Jahre den Inlandsgeheimdienst führte, verlässt zum Monatsende die Spitze der Kölner Behörde. Ein Nachfolger ist noch nicht gefunden. Union und FDP wollen die Personalie aus ihren Reihen besetzen. SPD, Grüne und Linke sprachen von einem "Bauernopfer" und forderten eine grundlegende Reform der Sicherheitsdienste. Fromm war unter Druck geraten, weil seine Mitarbeiter wichtige Akten zum NSU-Komplex vernichtet haben, die nun als Beweismittel fehlen. Fromm war von der Aktion selbst angeblich "überrascht und erschüttert". Innenminister Friedrich erklärte, es würden nun alle Vorgänge rund um den NSU im Bundesamt für Verfassungsschutz "restlos" aufgeklärt. Im Untersuchungausschuss des Bundestages zur Neonazi-Affäre muss Fromm trotz seines Rückzugs an diesem Donnerstag sprechen.

(RP)
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