Regierungsbildung Neuanfang in Italien – Gocherin regiert mit

Kämpfen hat sie früh gelernt. Als Kanutin gehörte die in Goch geborene Josefa Idem (48), deren Eltern mit der damals Vierjährigen nach Hamm umzogen, zur Weltspitze. Nun hat sie es auch bei ihrer neuen Leidenschaft ganz nach oben gebracht. Die Politik sei so schlecht, da "hilft es nicht zu jammern, sondern man muss etwas tun", hatte die Mutter der Söhne Janek und Jonas unlängst gesagt. Wenig später saß sie für die Demokratische Partei (PD) von Pier Luigi Bersani in Rom im 315-köpfigen Senat.

Knapp zwei Monate später ist sie eine von sieben Ministerinnen in der Regierung von Enrico Letta. Idem wird in ihrem Ressort angesichts anderer Prioritäten an Grenzen stoßen. Als Integrationsfigur im schwierig gewordenen deutsch-italienischen Verhältnis

könnte ihre Nominierung aber mehr Bedeutung erlangen. Die Hände hätten ihr gezittert, als sie von ihrer "Beförderung" erfuhr. "Ich spüre die Verantwortung, aber ich fürchte sie nicht. Ich kremple mir die Ärmel hoch und stürze mich in die Arbeit im Dienste des Landes" , schrieb Idem, die nun das Ressort Sport und Gleichberechtigung leitet.

Idem, die Kanutin, war Olympiasiegerin und Weltmeisterin, nahm von 1984 bis 2012 achtmal in Folge (Rekord) an Olympischen Spielen teil und gewann 38 Medaillen bei Großereignissen. Aus Liebe zu ihrem Trainer Guglielmo Guerrini wanderte sie 1988 nach Italien aus. Zwei Jahre später fand die Hochzeit statt, 1994 nahm Idem, die in Deutschland stets im Schatten der "Über-Kanutin" Birgit Fischer stand, die italienische Staatsbürgerschaft an.

Idem, die politisch engagierte Frau, begnügt sich seit 2001 nicht mehr mit der Zuschauerrolle. Erst in der Kommune ihres Wohnortes Ravenna in der Region Emilia-Romagna, dann in der Region und seit diesem Jahr auf der ganz großen Bühne mischt sie sich ein. "Ich will meine Arbeit immer so gut wie möglich abliefern. Es liegt wohl an meiner deutschen Herkunft", sagte Idem.

Eckhard Czekalla

(RP)
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