Meerbusch Neue Eltern und drei Brüder

Meerbusch · Vahid aus Afghanistan hat in Meerbusch eine neue Familie gefunden.

Vahid hat sein Lächeln wiedergefunden. "Ich kann inzwischen darüber lachen", sagt der 17-Jährige über das, was ihm vor rund einem Jahr am Ende seiner Flucht aus Afghanistan widerfahren ist. Rund einen Monat lang war er unterwegs, trotzte auf der Balkan-Route sämtlichen Strapazen, trug drei Tage lang ein fremdes Mädchen auf Schultern und Händen durch den Matsch, und dann das: "Ich war noch keine 24 Stunden in Deutschland, da wurde mir mein gesamtes Gepäck geklaut".

Steffi und Peter Rowland werfen sich einen zufriedenen Blick zu. Dass Vahid so unbeschwert über die Erlebnisse reden kann, hätte sich das Ehepaar aus Osterath Ende Dezember vergangenen Jahres nicht zu träumen erhofft. Damals hatten sie den Jungen, den Peter bei der Arbeit in einer Flüchtlingsunterkunft kennengelernt hatte, zum Weihnachtsfest zu sich nach Hause eingeladen. "Wir waren uns schnell einig, dass wir Vahid bei uns aufnehmen würden", erinnert sich Steffi.

Die erste Zeit, so ihr Mann, sei hart gewesen. Für beide Seiten: "Vahid saß anfangs täglich stundenlang in seinem Zimmer und hat nur die Decke angestarrt." Inzwischen ist das Lächeln zurückgekehrt. Die Familie hat einen Zugang gefunden zu dem Jungen, der mit ihnen mittlerweile offen über das spricht, was früher noch unter der Zimmerdecke in seinen Gedanken isoliert blieb.

Wie die Geschichte seiner Eltern. Sie sind gestorben, als er fünf Jahre alt war. "Zumindest hat man mir das damals so gesagt", sagt Vahid, der zunächst bei Onkel und Tante unterkam. Ob sie vielleicht doch noch am Leben sind? Vahid zeigt auf Steffi und Peter Rowland. "Das", sagt er, "sind meine Eltern." Mit Henry (6), Louis (12) und Lennard (14) gab es gleich drei kleine Brüder obendrauf.

In seinem Fußballklub beim Osterather TV legten die neuen Teamkollegen für die Grundausstattung und einen Trainingsanzug zusammen. "Sie haben sogar meinen Namen eingestickt", sagt Vahid. Und lächelt.

(RP)
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