Neue Gardinenpredigt

Das Unbehagen von Papst Franziskus an seiner Kirche hat fünf Buchstaben: Kurie. Der durch die lange Krankheit von Johannes Paul II. vernachlässigte und durch Benedikt XVI. unbehelligte Leitungsapparat des Vatikans konnte sich eine Macht aneignen, die für das Bild einer betulichen und verkrusteten Kirche verantwortlich ist. Vier Kardinäle probten jüngst gar eine Art Aufstand gegen Franziskus, denen vor allem das päpstliche Schreiben "Amoris laetitia" zu unklar ist. Sie fürchten um das Ehesakrament im Besonderen und um Reformen im Allgemeinen. Dass die vier bloß Ruheständler sind, macht die Kritik nicht kleiner. Sie sind der Schutzschild für etliche aktive Kardinäle ähnlicher Meinung.

In seiner Weihnachtsansprache hat der Pontifex nun seinen Unmut über den bösartigen Widerstand der Kurie Luft gemacht. Eine Gardinenpredigt. Wieder einmal. Sie wird aber ebenso wenig ausreichen wie die noch verbleibenden Jahre dieses Pontifikats. Darauf spekuliert die Kurie. Wirkliche Änderungen bringen nur radikalere Personalwechsel, darunter auch Abberufungen von Kardinälen.

(los)
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