Kabul Neuer Taliban-Chef Mansur kämpft um Rückhalt

Kabul · In seiner ersten Rede hat der neue Taliban-Chef die Extremisten zum Kampf aufgerufen: Die Taliban würden den Dschihad fortsetzen, "bis wir den ,Islamischen Staat' etabliert haben", tönte Mullah Akhtar Mansur. Doch seine Worte scheinen weniger nach außen als nach innen gerichtet. In der 30-minütigen, am Wochenende verbreiteten Audiobotschaft kämpft der 48-Jährige vor allem um Rückhalt in den eigenen Reihen. Die Taliban bräuchten Einheit, um den Feind zu besiegen, mahnte er.

Die Friedensgespräche zwischen der Taliban und Afghanistan, die seit dem Tod des obersten Talibanführers Mullah Omar auf Eis liegen, streifte er nur - zu sehr spaltet die Frage die Taliban. Stattdessen spielte er die Bedeutung der Gespräche mit Kabul herunter: "Glaubt nicht der Propaganda des Feindes, dass es ein Friedensprozess oder Dialogprozess ist." An anderer Stelle schloss er aber Gespräche nicht aus. Ein Spagat, mit dem der 48-Jährige versucht, die Militanten zu überzeugen. Von vielen wird er bisher nicht als Nachfolger von Mullah Omar anerkannt. Nach Medienberichten verweigern ihm Hardliner um die Familie von Mullah Omar und dessen Sohn Jacoob offen die Gefolgschaft. Angeblich drohen Mansurs Gegner sogar damit, einen eigenen Taliban-Chef zu wählen. Dies würde die Spaltung bedeuten.

Hauptstreitpunkt sind die Friedensgespräche, die die Hardliner vehement ablehnen. Unter Vermittlung Pakistans hatten sich Vertreter von Taliban und afghanischer Regierung am 7. Juli zu ersten Gesprächen getroffen, eine zweite Runde war auf Wunsch der Taliban vertagt worden. Die Machtkämpfe bei den Taliban könnten die Gespräche stoppen. Mansurs Autorität hilft es auch wenig, dass er als "Marionette" Pakistans gilt. Angeblich wurde Mansur mit Hilfe von Islamabad als Nachfolger von Omar durchgeboxt.

(möll)
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