Persönlich Nicolas Sarkozy . . . wird der Prozess gemacht

Die Nachricht erreichte ihn im Winterurlaub mit Frau und Tochter: Frankreichs Ex-Präsident Nicolas Sarkozy muss wegen illegaler Wahlkampffinanzierung vor Gericht. Um rund 20 Millionen Euro soll der 62-Jährige im Wahlkampf 2012 das gesetzlich vorgeschriebene Finanzierungslimit überschritten haben. Ihm wird zudem vorgeworfen, von den Mehrausgaben gewusst zu haben.

Der konservative Kandidat, der sich zusammen mit 13 Mitangeklagten verantworten muss, soll zweimal davon unterrichtet worden sein, dass seine Kampagne finanziell aus dem Ruder lief. Schon drei Wochen nach dem Auftakt im März 2012 übergab ihm sein Wahlkampfleiter eine entsprechende Notiz der Buchhalter. Doch der hyperaktive Politiker legte noch drauf: 44 Kundgebungen hielt Sarkozy in gut vier Monaten ab. Dabei war sein Hang zum Luxus bekannt. So ließ er sich für einen Wahlkampfauftritt in Bordeaux ein weißes Ledersofa in die Loge stellen und in Lyon einen blauen Teppich legen.

Eine Eventagentur half mit doppelter Buchführung, das Geld für die pompösen Großveranstaltungen nach US-Vorbild in den Wahlkampf zu pumpen.

"Sarko", der von 2007 bis 2012 Präsident war, hatte sich bei den Vorwahlen der Republikaner im November um eine erneute Kandidatur beworben. Er unterlag aber schon in der ersten Runde. Sarkozy hängen noch weitere Affären an. Ein Ermittlungsverfahren läuft, weil er die Justiz beeinflusst haben soll. Deshalb wurde er 2014 in Polizeigewahrsam genommen - ein in der jüngeren Geschichte Frankreichs einmaliger Vorgang. Auch in der Affäre um eine mögliche Millionenspende des früheren libyschen Machthabers Muammar al Gaddafi soll er vorgeladen werden.

Sarkozy ist bereits der zweite Präsident der Fünften Republik, der vor Gericht muss. 2011 wurde Jacques Chirac wegen Scheinbeschäftigung in seiner Zeit als Pariser Bürgermeister zu zwei Jahren Haft auf Bewährung verurteilt.

Christine Longin

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort