Persönlich Nikolaus Schneider . . . wird von seinem Vormieter geehrt

Das Große Verdienstkreuz der Bundesrepublik mit Stern und Schulterband vom Bundespräsidenten überreicht zu bekommen, darf schon als besonders gelten. Echt speziell wird es, wenn der Geehrte in der früheren Wohnung des Ehrenden lebt. So wie heute: Nikolaus Schneider, der frühere Präses der rheinischen Kirche und Ex-Ratschef der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), wird in Schloss Bellevue für sein vielfältiges Engagement ausgezeichnet, und zwar von Joachim Gauck. In dessen Wohnung in Berlin-Schöneberg zogen die Schneiders 2013, als Gauck in die präsidiale Dienstvilla umsiedelte.

Wer die Begründung des Präsidialamts für die Ehrung liest, dem kommt ein Wort in den Sinn: Lebenswerk. Um Schneiders Einsatz für soziale Gerechtigkeit geht es da, um Bewahrung des Sozialstaats, bessere Bildungschancen, Ökumene, Dialog mit Muslimen und Juden. Das beschreibt den Duisburger Stahlarbeitersohn und sehr politischen Kirchenmann Nikolaus Schneider fast vollständig. Zugegeben, eine Sache fehlt - aber für das Charisma theologischer Ehrlichkeit kann ein Staatsoberhaupt nun mal schlecht ein Bundesverdienstkreuz verleihen.

Auch der Zeitpunkt passt zum Thema Lebenswerk: Schneider ist mit seinen 68 im besten Pensionärsalter. Präses ist er seit 2013 nicht mehr; den EKD-Ratsvorsitz gab er 2014 ab, um seiner krebskranken Frau Anne (67) beizustehen. Gut ein Jahr nach der Diagnose können beide den Tag heute genießen: Ihr gehe es gut, sagt Anne Schneider; ein Ende der Therapie ist absehbar.

Vorerst werden die Schneiders wohl in Berlin wohnen bleiben. Nach Enkeln steht es zwischen der Hauptstadt und dem Ruhrgebiet drei zu eins; die Großeltern wären also hier wie dort gefordert. Die Rückkehr ins Rheinland bleibe auf dem Zettel, sagt Nikolaus Schneider denn auch, spätestens als "letzte Station". Für den Moment freilich scheint die Devise zu gelten: Noch ist Zeit.

(RP)
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