Seoul/Washington Nordkorea fordert USA erneut heraus

Seoul/Washington · Das Regime will den Einsatzplan für einen Raketenangriff auf US-Territorium schon bald fertigstellen.

Nordkorea hat seine Drohung eines Raketenangriffs auf die US-Pazifikinsel Guam konkretisiert und damit die Verunsicherung weltweit nochmals erhöht. Bis Mitte August solle der Einsatzplan stehen, um vier Mittelstreckenraketen über Japan hinweg auf Guam abzufeuern, meldete die staatliche Nachrichtenagentur KCNA gestern. Die Raketen sollten demnach 30 bis 40 Kilometer vor Guam im Meer niedergehen. Die Region ist auch ein wichtiges Überfluggebiet für die Zivilluftfahrt.

Auch US-Präsident Donald Trump verschärfte gestern Abend abermals seine Rhetorik. Er verteidigte seine "Feuer und Zorn"-Warnung an Nordkorea und erwog in seinem Golfclub im US-Staat New Jersey, dass seine Aussage vielleicht nicht hart genug gewesen sei. Nordkorea solle "die Kurve kriegen" oder das Land werde in Schwierigkeiten geraten, "wie es wenige Nationen jemals gewesen sind", so Trump. Wenn es an seinen Plänen festhalte, solle Nordkorea "sehr, sehr nervös" sein, sagte der US-Präsident.

Auf der von 160.000 Menschen bewohnten US-Pazifikinsel Guam liegt ein strategisch wichtiger Stützpunkt des amerikanischen Militärs. Gouverneur Eddie Baza Calvo schloss in einer Videobotschaft eine akute Bedrohung aus. Die Insel sei aber auf alles vorbereitet. Experten in Südkorea warnten, die USA würden jeden Raketenabschuss in Richtung ihres Hoheitsgebietes als Provokation werten, selbst wenn Nordkorea den Start nur als Test deklarieren würde. Aus Furcht vor einem militärischen Konflikt gaben die Aktienmärkte weltweit den dritten Tag in Folge nach. Südkorea rief den Norden auf, alles zu unterlassen, was die Spannungen erhöhen könnte. Auch Nordkoreas Verbündeter China rief zur Zurückhaltung auf. SPD-Fraktionschef Thomas Oppermann brachte eine Vermittlung der EU in der Krise ins Gespräch. Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen warf Nordkorea völkerrechtswidriges Verhalten vor und zeigte Verständnis für die scharfe Reaktion von US-Präsident Donald Trump.

Nordkorea bezeichnete die Äußerungen von Trump dagegen als "einen Haufen Unsinn". Ein fundierter Dialog sei mit Trump nicht möglich. Nur "absolute Gewalt" funktioniere, hieß es in dem KCNA-Bericht.

Ein Anfang der Woche veröffentlichter japanischer Militärbericht war zu dem Ergebnis gekommen, dass Nordkorea beim Atomwaffenprogramm erhebliche Fortschritte gemacht hat und möglicherweise bereits über Atomsprengköpfe verfügt. US-Außenminister Rex Tillerson bemühte sich später um eine Deeskalation. Er glaube nicht, dass von Nordkorea eine unmittelbare Bedrohung für die Vereinigten Staaten ausgehe. Staatschef Kim Jong Un verstehe keine Diplomatie. Daher habe Trump ihm eine starke Botschaft in einer Sprache gesandt, die er begreife.

(RP)
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