Frankfurt NRW-Banken bestehen Stresstest

Frankfurt · 25 der 130 in Europa untersuchten Banken fielen durch. Darunter ist als einzige deutsche die Münchener Hypothekenbank. Weniger erfreulich sieht es in Südeuropa aus.

Die meisten Banken in Europa sind für eine neue Finanzkrise gut gerüstet. Das ist das Ergebnis des Stresstests, den die Europäische Zentralbank (EZB) gestern vorstellte. Von den 130 untersuchten Banken bestanden 25 den Test nicht. Das heißt, sie haben nicht genug Eigenkapital, um einen Wirtschaftseinbruch samt Crash an Finanz- und Immobilienmarkt zu bestehen. Unter ihnen ist auch der genossenschaftliche Immobilienfinanzierer Münchner Hypothekenbank. Allerdings hat er sich bereits frisches Kapital beschafft, um die von der EZB beklagte Lücke zu schließen.

Alle anderen 23 deutschen Banken, die die EZB unter die Lupe nahm, haben bestanden, darunter auch vier Geldhäuser aus Nordrhein-Westfalen. Die landeseigene Förderbank NRW.Bank schnitt unter den deutschen Banken sogar am besten ab. Selbst bei Stress lag ihre Kapitalquote noch bei 31,5 Prozent. Diese Quote besagt, wie viel Prozent der Kredite durch Stammkapital, Gewinnrücklagen und Ähnliches gedeckt sind. Die Tester hatten eine Mindestquote von 5,5 Prozent gefordert. Die einst am Abgrund schlingernde IKB kam auf 6,5 Prozent, die WGZ-Bank auf 7,3 Prozent, die Ärzte- und Apotheker-Bank auf 14,7 Prozent. Die Deutsche Bank kam mit 8,8 Prozent souverän durch, die kriselnde HSH Nordbank mit 6,1 Prozent dagegen nur knapp.

"Auch wenn mit einem Stresstest längst noch nicht alle Gefahren im Bankensektor gebannt sind, zeigt sich: Die Banken in NRW sind gut aufgestellt. Das ist eine wichtige Nachricht für Anleger und Kreditnehmer", sagte NRW-Finanzminister Norbert Walter-Borjans (SPD) unserer Zeitung. Besonders erfreulich sei das Abschneiden der NRW.Bank. "Hier zeigt sich, dass es richtig ist, dass sich das Land auf seine Förderbank konzentriert und wie gut es den Ausstieg aus dem Landesbankengeschäft meistert." Die WestLB ist bereits abgewickelt, der Nachfolger Portigon war nicht in den Test einbezogen.

Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) sieht nach dem Stresstest für die deutschen Banken keinen weiteren Handlungsbedarf: "Die Ergebnisse bestätigen meinen Eindruck, dass deutsche Banken gut vorgesorgt haben." Einzelne hätten im Laufe des Jahres weitere Kapitalmaßnahmen vorgenommen. "Für deutsche Banken sind daher keine weiteren Maßnahmen notwendig", sagte der Minister.

Als Krisenzone erweist sich erneut Südeuropa. Allein in Italien fielen neun Banken durch, darunter die traditionsreiche Monte dei Paschi. In Griechenland rissen drei Banken die Latte, in Spanien und Portugal je eine. Sie müssen nun der EZB rasch einen Rettungsplan vorlegen. Gelingt es ihnen nicht, in spätestens neun Monaten die Kapitallücken zu stopfen, entscheidet ein politisch besetztes Gremium über die Abwicklung der Bank.

Dabei war aus Sicht von Experten wie dem Ifo-Chef Hans-Werner Sinn der Stresstest für Südeuropa noch "zu zahm". Bank-Professor Hans-Peter Burghof beklagte, dass die EZB für Südeuropa keine Staatskrise durchgespielt habe. Grünen-Experte Gerhard Schick sagte, der Stresstest bestätige alle, "die sich nicht auf die geschönten Eigenkapitalquoten der Banken verlassen haben".

(RP)
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