Düsseldorf NRW-Linke zwischen Pragmatikern und Radikalen

Düsseldorf · Die Partei hofft auf den Wiedereinzug in den Landtag - ein Spitzenkandidat hält ein Mitregieren für möglich.

So wie sich in der Bundesführung der Linken der Realpolitiker Dietmar Bartsch und die sehr weit links stehende Sahra Wagenknecht als Fraktionschefs gegenseitig stützen und als Spitzenkandidaten durchsetzten, scheinen auch in NRW die wichtigsten Flügel der Linken aktuell stark auf Gemeinsamkeiten zu achten.

Dies zeigte sich am Wochenende bei der Kür der Landtagskandidaten. Die Plätze eins und zwei der Landesliste sicherten sich mit deutlicher Mehrheit Özlem A. Demirel und Christian Leye, die beiden Sprecher der Partei in NRW. Gegenüber unserer Redaktion erklärte Leye, der im Wahlkreisbüro von Sahra Wagenknecht arbeitet, die Partei könne sich gut vorstellen, erneut eine rot-grüne Regierung, so wie zwischen 2010 und 2012, zu tolerieren. Denkbar sei aber auch ein Eintritt in die Regierung: "Wir wollen einen Politikwechsel hin zu mehr sozialer Gerechtigkeit. Für einige Ministersessel werden wir dieses Ziel nicht verkaufen. Aber wenn die Inhalte stimmen, schließen wir Mitregieren nicht aus."

Zwar attackierten alle Kandidaten die rot-grüne Landesregierung scharf wegen zu niedriger Ausgaben für Schulen oder ärmere Bürger, doch gleichzeitig setzten sich eine Reihe an eher pragmatischen Sachpolitikern durch. Dies zeigte sich am deutlichsten, als die Kölner Sozialexpertin Carolin Butterwegge Platz fünf der Landesliste mit 53 Prozent der Stimmen errang - eine sich auf kommunistische Traditionen berufende Kandidatin bekam nur 13 Prozent der Stimmen, die ökologisch profilierte Mitbewerberin Anja Vorspel aus Düsseldorf immerhin 30 Prozent der Stimmen.

Laut Umfragen könnten die Linken es mit knapp fünf Prozent der Stimmen erneut in den Landtag schaffen und so rund zwölf Mandate bekommen, nachdem sie 2012 mit nur 2,6 Prozent herausgeflogen waren. "Die sind weder regierungs- noch koalitionsfähig", sagt seitdem Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) über die linke Konkurrenz, weil es damals zum Zerwürfnis nach zwei Jahren Tolerierung gekommen war.

Zumindest Christoph Butterwegge, parteiloser Kandidat der Linken bei der Bundespräsidentenwahl und Mann von Carolin Butterwegge, hält ein rot-rot-grünes Bündnis in NRW für denkbar: "Das wäre sinnvoller als eine große Koalition." Er war Hauptredner des Parteitages.

(RP)
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