NRW-Problem Schulen ohne schnelles Internet

Düsseldorf · Viele Haushalte sind schon mit Breitbandanschlüssen online. Die meisten Schulen in NRW sind unversorgt.

 Glasfaserkabel ermöglichen einen schnellen Internetzugang.

Glasfaserkabel ermöglichen einen schnellen Internetzugang.

Foto: lothar berns

Schulen spielen bei der Vermittlung von Bildung eine Schlüsselrolle, doch viele von ihnen müssen dabei bislang auf einen angemessenen Zugang zum Internet verzichten. Noch nicht einmal jede fünfte Schule in NRW hat derzeit schnelles Internet - oder anders gesagt: 82 Prozent der Schulen verfügen über einen Anschluss mit einer Geschwindigkeit von weniger als 50 Megabit pro Sekunde (Mbit/s).

Das zeigen Zwischenergebnisse einer Studie im Auftrag der Medienberatung NRW, die unserer Redaktion vorliegen. Die Medienberatung der beiden NRW-Landschaftsverbände (Rheinland und Westfalen-Lippe) soll im Auftrag der Landesregierung Schulen und Schulträger unterstützen. Zum Vergleich: 77,4 Prozent aller Privathaushalte im Land konnten Mitte 2016 theoretisch mit einer Geschwindigkeit von mindestens 50 Mbit/s surfen.

Der Wert gilt als Minimalziel der Bundes- und der Landesregierung beim Breitbandausbau. Denn nur mit solchen Geschwindigkeiten wird es möglich sein, immer größere Datenmengen schnell aus dem Internet abzurufen. Bis 2018 wollen Bund und Land allen Privathaushalten schnelles Internet verfügbar machen.

An vielen Schulen in NRW dürfte es jedoch länger dauern. Denn die Kultusministerkonferenz sieht vor, erst bis 2021 jedem Schüler den Zugang zum Internet zu ermöglichen. Bis dahin haben die Schulträger, also meist die Kommunen, damit theoretisch Zeit, für den Netzausbau zu sorgen. "Schulen waren bisher nicht ausreichend im Fokus bei allen Förderprogrammen", sagte Michael Thessel, Leiter der Medienberatung. Während der Breitbandausbau bei Privathaushalten und in Gewerbegebieten in den vergangenen Jahren verstärkt unterstützt wurde, blieben viele Schulen auf der Strecke.

Alle 6000 Schulen im Land verfügen nach Angaben des zuständigen Wirtschaftsministeriums über einen Internetanschluss - vielfach jedoch lediglich über eine Verbindung mittels Kupferkabel. Im Jahr 2000 hatte die Deutsche Telekom versprochen, alle Schulen kostenlos mit mindestens 16 Mbit/s zu versorgen. Dies sei für die Verwaltungsarbeit ausreichend gewesen, hieß es beim Städte- und Gemeindebund des Landes. Wenn aber alle Schüler gleichzeitig Online-Zugriff haben müssen, reichen diese Geschwindigkeiten nicht mehr - selbst 50 Mbit/s könnten bald zu wenig sein.

Schulträger und Landesregierung haben sich daher darauf verständigt, den Ausbau mit leistungsstärkeren Glasfaserleitungen voranzutreiben. Nach der Studie der Medienberatung verfügen bislang 12,5 Prozent der Schulen über einen solchen direkten Glasfaseranschluss. Bei den Berufskollegs sind es immerhin 33 Prozent. "Wir haben gedacht, große Städte seien viel weiter beim Netzausbau, doch es gibt Großstädte, da sieht es genauso aus wie auf dem Land", sagte Thessel: "Daher gibt es mehr oder weniger Handlungsbedarf in allen Kommunen."

(frin)
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