Düsseldorf NRW spendiert neue Fördermilliarde für Sozialwohnungen

Düsseldorf · Das Land müht sich, günstigen Wohnraum zu schaffen. Ein Konzern plant schon die Renaissance des Plattenbaus.

Die massenhafte Privatisierung von ehemals staatlichen Wohnungsbauunternehmen und die immens gestiegenen Neubaukosten haben den Bestand an Sozialwohnungen in Nordrhein-Westfalen einbrechen lassen. 2015 gab es noch knapp 476.000 staatlich geförderte Wohnungen für den kleinen Geldbeutel - weniger als ein Drittel als im Rekordjahr 1979, als das Land noch 1,6 Millionen Sozialwohnungen zählte.

NRW-Bauminister Mike Groschek (SPD) steuert jetzt mit einer weiteren Fördermilliarde gegen: 11.149 Wohnungen (Vorjahr: 9195) seien im vergangenen Jahr mit Fördermitteln in Höhe von 1,06 Milliarden Euro unterstützt worden, erklärte Groschek gestern. Die Landesregierung hatte das Programm im Juni von 800 Millionen auf 1,1 Milliarden Euro aufgestockt. "Das Programm wird auch 2017 in dieser Höhe fortgesetzt", kündigte der Minister gestern an. Die Opposition im Landtag hält dagegen, dass gerade die rot-grüne Landesregierung selbst das Wohnen in Nordrhein-Westfalen deutlich verteuert habe - etwa mit einer zweimaligen Erhöhung der Grunderwerbsteuer auf inzwischen 6,5 Prozent. Nirgends in Deutschland müssen Investoren noch mehr Grunderwerbsteuer bezahlen. Außerdem habe das Förderniveau unter Rot-Grün nach diversen Kürzungen mit den aufgestockten Programmen jetzt überhaupt erst wieder das Niveau zum Ende der schwarz-gelben Regierung im Jahr 2010 erreicht. "Jubelarien sind da unangebracht", sagt der wohnungspolitische Sprecher der CDU im Landtag, Wilhelm Hausmann.

Sozialer Wohnungsbau sei keineswegs nur eine Hilfe für Randgruppen, sagte Groschek. In teuren Städten wie Köln oder Düsseldorf habe jeder Zweite einen Sozialwohnungsberechtigungsschein. Allerdings habe dort nur jeder Dritte der Anspruchsberechtigten tatsächlich auch eine Sozialwohnung. Der Staat allein könne die Unterversorgung nicht bekämpfen, räumte Groschek gestern ein.

Nach Berechnungen des börsennotierten Düsseldorfer Wohnungskonzerns LEG liegt der Wohnkostenanteil an der Kaufkraft in den Ballungszentren inzwischen bei 24,5 Prozent (Düsseldorf), 24,1 Prozent (Köln), 23,3 Prozent (Münster) und 23 Prozent (Aachen). Im Landesschnitt liegt er bei 18,2 Prozent. LEG-Chef Thomas Hegel sagte: "Mehrköpfige Haushalte, die weniger als 2500 Euro netto im Monat verdienen, haben in Städten wie Düsseldorf und Köln echte Probleme auf dem Wohnungsmarkt."

Laut Groschek müssen "deutlich mehr bebaubare Grundstücke ausgewiesen" werden. Außerdem führe beim Geschossbau kein Weg an höheren Gebäuden vorbei.

Deutschlands größtes Wohnungsunternehmen Vonovia will der Wohnungsnot im unteren Preissegment mit einer Renaissance des Plattenbaus begegnen: Aufgesetzte Dachgeschosse und Neubauten aus Standard-Bauteilen sollen die Baukosten von den marktüblichen 2500 Euro auf 1800 Euro pro Quadratmeter drücken.

(tor)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort