Umstrittene Verkäufe NRW stoppte Verkauf von Polke-Bildern

Düsseldorf · Das Land ist stärker in Kunstverkäufe verwickelt als bislang bekannt. Die -Veräußerung eines Bildes des bekannten Malers Sigmar Polke durch die landeseigene NRW.Bank wurde in letzter Sekunde gestoppt.

 Das Gebäude der NRW.Bank in Düsseldorf.

Das Gebäude der NRW.Bank in Düsseldorf.

Foto: NRW.Bank

Neben anderen Landesunternehmen plante auch die NRW.Bank vor einem Jahr den Verkauf wertvoller Kunst aus staatlichem Besitz. "Es gab unterschriftsreife Verträge für den Verkauf von zwei Werken des Künstlers Sigmar Polke. Auf Druck der Landespolitik wurde der Handel in letzter Sekunde gestoppt", berichtet ein Insider.

Die landeseigene NRW.Bank räumt die zwischenzeitlichen Verkaufspläne ein. Zuvor seien die Werke Museen als Dauerleihgabe angeboten worden. "Nachdem zunächst kein Interesse seitens der Museen bestand, wurde ein möglicher Verkauf angedacht", so die Bank. Den Erlös hätte man "gezielt für die Kunstnachwuchsförderung in NRW" einsetzen wollen.

Die gescheiterten Verkaufspläne sind vor dem Hintergrund der bundesweiten Kritik an der Veräußerung von zwei Warhol-Gemälden aus dem Bestand der ebenfalls landeseigenen Westspiel-Gruppe zu sehen. Der Casino-Betreiber will die Werke morgen in New York versteigern lassen und hofft auf 100 Millionen Euro Erlös. In einem offenen Brief an Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) kritisieren über 20 NRW-Museumsdirektoren das als "Tabubruch". Die NRW-Regierungschefin wies jedoch in ihrer Antwort darauf hin, dass die beiden Warhol-Kunstwerke "kein nationales Kulturgut" seien und die "rechtlich und wirtschaftlich eigenständige Westspiel" für den Verkauf zuständig sei.

Die beiden Polke-Bilder der NRW.Bank sollen als Dauerleihgabe an zwei Museen gehen: Das Werk "Hüter der Schwelle" wird bald im LWL-Museum für Kunst und Kultur in Münster zu sehen sein, das Werk "Primavera" in der Kunstsammlung NRW. Sie zählen nach Auskunft von Petra Schäpers vom Düsseldorfer Auktionshaus Dorotheum zur "internationalen Liga". Auch wenn der Verkauf abgewendet zu sein scheint, sorgte die verdeckte Verkaufsdiskussion im Vorfeld für neue Aufregung in der NRW-Kunstszene. Für Gerhard Finckh, Direktor des Wuppertaler Von der Heydt-Museums, sind Diskussionen über den Verkauf landeseigener Kunstwerke ein "unglaublicher Vorgang". Sie seien erworben und in die scheinbar sicheren Hände des Staates gegeben worden, "damit unsere Kinder und Enkel sich an den ästhetischen Erzeugnissen ein Bild von unserer Zeit machen können".

Die Landesregierung geht zum Thema "Kunstverkäufe" auf Distanz. Interviewanfragen unserer Redaktion wurden mit dem Hinweis abgelehnt, die Verkäufer seien eigenständige Unternehmen. Hinter verschlossenen Türen setzt Rot-Grün sich mit dem Thema allerdings intensiv auseinander. Nach Informationen unserer Redaktion haben die Staatssekretäre des Kultur- und des Finanzressorts schon vor einem Jahr mit NRW.Bank-Vertretern einen Arbeitskreis gegründet. Der soll über den Umgang mit den Sammlungen der Landesunternehmen beraten. Laut NRW-Kulturministerium kam die Gruppe im März und im September 2014 zusammen. Dabei sei es jedoch nicht um Verkäufe gegangen, sondern um eine Katalogisierung der Kunstwerke. Das Kulturministerium habe "vor wenigen Tagen vertraulich eine vollständige Aufstellung der Kunstwerke in Besitz der Landesunternehmen erhalten".

(RP)
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