Düsseldorf NRW-Türken in Sorge um Familien

Düsseldorf · 10.000 gehen für Erdogan auf die Straße. Es gibt auch Ängste und Kritik.

Nach Putsch-Versuch: Pro-Erdogan-Demonstration in Duisburg
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Juli 2016: Pro-Erdogan-Demonstration in Duisburg

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Foto: Christoph Reichwein

Auf den Straßen von Duisburg, Essen, Düsseldorf und etlichen weiteren NRW-Städten haben sich am Wochenende mehr als 10.000 Menschen mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan solidarisiert. Überall wollten sie nach dem missglückten Putsch Samstagnacht Zeichen pro Erdogan setzen. In Nordrhein-Westfalen leben nach Angaben des Statistischen Landesamts fast 950.000 Menschen mit türkischen Wurzeln.

Auf den Straßen in Düsseldorf ist der Putschversuch ein verbreitetes Gesprächsthema. Ibrahim Isik lebt seit mehr als 40 Jahren in Deutschland, mit zwölf ist er mit seinen Eltern aus der Türkei gekommen. Er arbeitet als Taxifahrer und wartet gerade vor dem Düsseldorfer Hauptbahnhof. "Ich glaube, dass der Putschversuch ein Trick von Erdogan ist", sagt er. "Er will unbedingt alleine regieren und nutzt die Chance jetzt, Militär und Justiz noch weiter unter seine Kontrolle zu bringen." Isik hat Cousinen und Tanten, die in Istanbul leben. Er hat sie angerufen nach dem Putschversuch, sich erkundigt, wie es ihnen geht. "Die Angst vor der Eskalation, vor dem Bürgerkrieg ist da", sagt Ibrahim Isik.

Elif arbeitet in einer türkischen Bäckerei in Düsseldorf. Sie bekommt mit, dass viele ihrer Kunden und Freunde über das Thema diskutieren. "Ich bin froh, dass der Putschversuch misslungen ist", sagt Elif. In ihrem Umfeld seien alle für Erdogan. Als sie in Istanbul gelebt habe und er noch nicht an der Macht war, fielen regelmäßig Strom und Wasser aus. "Seit Erdogan Staatspräsident ist, passiert das nicht mehr", erzählen ihre Cousinen, die in besseren Stadtteilen der Metropole leben.

Auf der Kölner Straße der Landeshauptstadt geht Merve Tas spazieren. Sie sagt: "Erdogan möchte ein Präidialsystem und das Parlament als Schein nutzen, um alles und jeden zu regieren." Sie hält die Aktion am Freitagabend eher nicht für einen Putsch, sondern mehr für einen Protest gegen die Regierung aus Teilen der Armee. Erdogan habe Demonstranten stets als "Feinde der Türkei" bezeichnet. Als der Putsch dann begann, schickte er selbst das Volk auf die Straße. Das seien laut Erdogan nun "Freunde der Türkei".

(her)
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