Jede fünfte Einrichtung schreibt rote Zahlen Finanznot: Kliniken in NRW droht Schließung

Düsseldorf · Viele deutsche Krankenhäuser gehen mit großen Sorgen ins neue Jahr: Jede fünfte Einrichtung schreibt rote Zahlen. Bundesweit sind daher 2064 Kliniken zu massiven Einsparungen gezwungen. 41 Prozent der Krankenhäuser erwarten darüber hinaus, dass sich ihre wirtschaftliche Lage weiter verschärft.

 Vor allem die Personalkosten machen den Kliniken zu schaffen.

Vor allem die Personalkosten machen den Kliniken zu schaffen.

Foto: AP, AP

Nur 19 Prozent glauben, dass es besser wird. 40 Prozent der Häuser erwarten keine Veränderung. Dies geht aus dem "Krankenhausbarometer 2011" hervor, das das Deutsche Krankenhausinstitut vorgelegt hat. Die wirtschaftliche Situation werde sich auch in Nordrhein-Westfalen weiter verschlechtern, warnte Hans Rossels, Präsident der Krankenhausgesellschaft (DKG) in Nordrhein-Westfalen.

Hauptgrund für die finanziellen Verluste seien die steigenden Personalkosten bei gleichzeitig stagnierenden Einnahmen der Krankenhäuser, sagte Rossels. Die DKG forderte die Bundesregierung auf, den Sparbeitrag, der den Kliniken auferlegt wurde, für das kommende Jahr zu streichen. Finanzielle Entlastungen für die Kliniken seien im Versorgungsstrukturgesetz, das der Bundestag Anfang Dezember verabschiedet hatte, nicht vorgesehen, kritisierte Rossels. Er warnte die Bundesregierung davor, die Kliniken durch "überzogene Sparmaßnahmen" auszuzehren.

Leben von finanziellen Reserven

Eine aktuelle Studie des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung (RWI) kommt zu dem Schluss, dass die meisten Krankenhäuser in NRW nur noch von ihren finanziellen Reserven leben. Dennoch sei es unwahrscheinlich, dass es bei den rund 390 Kliniken in NRW zu Insolvenzen komme.

Die Lage sei verhältnismäßig stabil. Um wettbewerbsfähig zu bleiben, ist es nach Einschätzung des RWI trotzdem unumgänglich, Krankenhäuser in NRW zu schließen und die vorhandenen Ressourcen an ausgewählten Standorten zu bündeln.

Auch Wilfried Jacobs, Chef der AOK Rheinland/Hamburg, forderte die Krankenkassen auf, sich besser an die verschärfte wirtschaftliche Lage anzupassen. So sei zwar die finanzielle Ausstattung der nordrhein-westfälischen Krankenhäuser besser als im Bundesdurchschnitt. Aber auch hier gebe es teure Überkapazitäten. So sei es überfällig, dass "die NRW-Kliniken endlich ihre 9000 überflüssigen Betten abbauen".

Zugleich müsse die Landesregierung mehr für die Ausstattung der Kliniken tun. "Bei der Investitionsförderung der Kliniken liegt Nordrhein-Westfalen an letzter Stelle", kritisierte Jacobs. Die Forderungen der Deutschen Krankenhausgesellschaft, wonach die Krankenkassen nun ihre Sparpakete wieder aufschnüren und wieder mehr für den laufenden Betrieb der Kliniken zahlen sollen, lehnte der AOK-Chef dagegen strikt ab.

(RP/das/rm)
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