Zahl der Inobhutnahmen steigt an Jugendämter holen 10.000 Kinder aus Familien

Düsseldorf · Die Zahl der Fälle, in denen die Behörden Kinder und Jugendliche zum eigenen Schutz zeitweise von ihren Familien trennen müssen, hat in NRW stark zugenommen. Ein Grund: Nachbarn und Verwandte sind aufmerksamer.

Nach Angaben des Familienministeriums auf eine Anfrage der Piraten-Partei stieg die Zahl der sogenannten Inobhutnahmen von 7910 im Jahr 2002 auf 10.617 im Jahr 2011. Das ist eine Zunahme um 34 Prozent.

Diese Entwicklung sei auch bundesweit festzustellen, so eine Sprecherin von Familienministerin Ute Schäfer (SPD). Ganz offenbar sei die Sensibilität der Menschen gestiegen: Verwandte und Nachbarn informierten die Behörden schneller als früher über auffällige Beobachtungen.

Die Inobhutnahme von Kindern und Jugendlichen könne auf deren eigenen Wunsch erfolgen, setze aber in der Regel das Einverständnis der Erziehungsberechtigten voraus.

Nur in schwerwiegenden Einzelfällen könnten die örtlichen Jugendämter nach eigenem Ermessen entscheiden, so das Ministerium. Dann müsse aber eine Entscheidung des zuständigen Familiengerichts herbeigeführt werden.

Bei einer Inobhutnahme werden die jungen Menschen übergangsweise in Jugendhilfe-Einrichtungen oder bei Pflegefamilien untergebracht, die dafür einen Ausgleich von 700 bis knapp 900 Euro im Monat erhalten. Laut Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) kann eine Inobhutnahme zum Beispielin Köln bis zu 80 000 Euro pro Kind und Jahr kosten.

Im Gegensatz dazu handelt es sich bei der "Herausnahme" von Kindern aus ihrem bisherigen familiären Umfeld um eine dauerhafte Regelung. In NRW gab es 2011 mehr als 200 solche Maßnahmen.

(RP/csi/rm)
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