Interview mit dem OB von Gelsenkirchen "Kraft kann auch Bundeskanzlerin"

Düsseldorf · Der SPD-Ruhr-Chef und Gelsenkirchener Oberbürgermeister Frank Baranowski spricht im Interview mit unserer Redaktion über seine Pläne und das Verhältnis zu Ministerpräsidentin Hannelore Kraft.

Die NRW-Minister 2012: Das ist das Kabinett von Hannelore Kraft
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Das ist Hannelore Krafts Kabinett

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Foto: dpa, Federico Gambarini

Herr Baranowski, Strategen in der SPD fürchten, dass Hannelore Kraft mittelfristig nach Berlin wechselt. Kann Kraft Kanzlerin?

Baranowski Wer die Wahl im größten Bundesland so souverän gewinnt wie sie, kann sicher auch Kanzlerin. Für die bisherige Bundeskanzlerin Angela Merkel wäre eine Kandidatur Krafts jedenfalls eine ernsthafte Herausforderung. Aber die Frage stellt sich ja nicht.

Gäbe es denn für den Fall, dass Kraft Düsseldorf verließe, einen Kronprinzen?

Baranowski Das sind alles Gedankenspiele. Es gibt immer welche, die sich für Kronprinzen halten, aber nicht jeder, der sich berufen fühlt, schafft es auch. Es gibt bei der NRW-SPD keinen Engpass an Führungspersonal. Allerdings setzt die Landesverfassung Grenzen.

Verkehrsminister Michael Groschek (SPD) könnte derzeit zum Beispiel nicht zum Ministerpräsidenten gewählt werden, da er dem Landtag nicht angehört....

Baranowski Deswegen würde ich richtig finden, wenn er 2017 einen Landtagswahlkreis bekommt. Ich halte Mike Groschek für einen hervorragenden Politiker. Von seiner Arbeit als Verkehrsminister bin ich sehr angetan. Er ist hochverlässlich und spricht eine klare Sprache.

Hannelore Kraft hat Ihnen 2010 angeboten, Minister zu werden. Warum haben Sie abgelehnt?

Baranowski Ich hatte im OB-Wahlkampf angekündigt, dass ich bleiben würde. Ich habe mein Wort gehalten.

Sie zählen zur Führungsreserve ihrer Partei — wollen Sie Ihre politische Karriere als OB beenden?

Baranowski Ich habe derzeit keinen Veränderungsbedarf. Als Oberbürgermeister hat man viel Gestaltungsraum und ist noch einmal anders gefordert als ein Minister. Was die Zukunft bringt, kann man als Politiker aber immer schwer absehen.

Es heißt, Ihr Verhältnis zu Hannelore Kraft sei angespannt. Stimmt das?

Baranowski Nein. In der Vergangenheit habe ich immer wieder erlebt, dass Freundschaften in der Politik oft nicht viel wert sind. Für mich kommt es daher auf ein ordentliches Miteinander an — und darauf, dass man sich respektiert. Hannelore Kraft und ich haben da kein Problem miteinander: Keiner stellt die Rolle des Anderen in Frage. Wir verstehen uns gut.

Als Lehrer könnten Sie in Düsseldorf auch Schulminister werden, oder?

Baranowski Das reizt mich überhaupt nicht. Lehrer sind nicht automatisch gute Schulminister, weil sie zu sehr in der Szene verankert sind.

Was wäre im Land anders, wenn Frank Baranowski mitregieren würde?

Baranowski Die geplante Nullrunde für einen Teil der Beamten finde ich nicht in Ordnung. Jedenfalls für die Kommunalbeamten ist der Sparkurs das falsche Signal. Ich glaube, dass die Einsparpotenziale in der Landesverwaltung noch nicht ausgereizt sind.

Gerhard Voogt führte das Interview.

(gmv)
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