Niederlande planen Meiler in Zeeland NRW wehrt sich gegen neues Atomkraftwerk

Von Gerhard Voogt · Die Landesregierung von NRW hat sich bei ihrer Kabinettssitzung am Dienstag mit dem geplanten Neubau eines Atomkraftwerks in der niederländischen Provinz Zeeland befasst. Rot-Grün will Einspruch einlegen. Der Minister warnt: Im Falle eines Unfalls könnte die gefährliche Strahlung binnen sechs Stunden Düsseldorf erreichen.

Der Weg zum deutschen Atomausstieg
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Foto: dapd

"Das Kabinett hat seine ablehnende Haltung zum Ausdruck gebracht", sagte NRW-Wirtschaftsminister Harry Voigtsberger (SPD) unserer Redaktion. Ein Sprecher von NRW-Umweltminister Johannes Remmel (Grüne) erklärte, die Landesregierung werde nun im Rahmen der vorgeschriebenen Umweltverträglichkeitsprüfung für den Bau der Atomanlage, bei der nach EU-Recht auch die Nachbarländer eingebunden werden müssen, Einspruch einlegen.

Auch die Bürger in NRW können in den Niederlanden ihre Bedenken gegen das Projekt äußern. Die Frist zur Abgabe der Einsprüche läuft Donnerstag ab.

Umweltminister Remmel warnte in einer Stellungnahme vor den Risiken der Anlage für die Menschen in NRW: "Aufgrund der räumlichen Nähe zum Atomkraftwerk könnten bei einem gravierenden Unfall mit radioaktiven Emissionen und bei entsprechenden Windverhältnissen in erheblichem Ausmaß Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung in Nordrhein-Westfalen notwendig sein", erklärte Remmel.

Eine radioaktive Wolke könne die Landeshauptstadt Düsseldorf innerhalb von sechs Stunden erreichen. Dann müsste der Katastrophenschutz Jodtabletten an die Bevölkerung verteilen; der Aufenthalt im Freien würde während des Durchzugs der radioaktiven Wolke verboten werden.

Die "erheblichen Auswirkungen eines Störfalls im projektierten Atomkraftwerk erfordern nach meiner Ansicht die besonders intensive Prüfung von Alternativen", sagte Remmel. Der in den Niederlanden vorgesehene Höchstbetrag der Haftung bei einer atomaren Havarie reiche bei Weitem nicht aus.

In Borssele existiert bereits ein Atomkraftwerk (AKW), an dem der deutsche Energiekonzern RWE 30 Prozent der Anteile hält. Über die Beteiligung an einem Neubau sei noch keinerlei Entscheidung gefallen, sagte eine RWE-Sprecherin auf Anfrage. Zuletzt hatte es Meldungen gegeben, dass die Investoren in den Niederlanden skeptisch geworden seien, ob sich eine Beteiligung an dem Projekt rechne. Bislang war geplant, dass das AKW ab 2018 Strom produziert.

Wirtschaftsminister Voigtsberger erklärte, die Niederlande könnten ihre energiepolitischen Ziele auch ohne den Neubau durch einen verstärkten Ausbau der erneuerbaren Energien und zusätzliche Anstrengungen zur Erhöhung der Energieeffizienz erreichen. "Die Landesregierung hofft auf eine Neubesinnung der Verantwortlichen bei unseren Nachbarn", sagte der SPD-Politiker.

(Düsseldorf )
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