Kampf gegen Plantagen in NRW Rot-Grün will Weihnachtsbaumanbau reglementieren

Düsseldorf · Die nordrhein-westfälische Landesregierung will das ungehemmte Anpflanzen von Weihnachtsbaum in den Wäldern eindämmen. Einem entsprechenden Gesetzentwurf stimmten SPD, Grüne und Piraten am Mittwoch im Umweltausschuss des Düsseldorfer Landtags zu. Das Gesetz wird voraussichtlich Ende des Monats vom Parlament verabschiedet.

Kampf gegen Plantagen in NRW: Rot-Grün will Weihnachtsbaumanbau reglementieren
Foto: dpa, dpa-infografik GmbH

"Dieser Beschluss ebnet den Weg, unseren Wald vor einer schädigenden Ausbreitung von Weihnachtsbaum-Plantagen zu schützen", begründeten die Koalitionsfraktionen ihren Vorstoß. Die wachsende Zahl der Monokulturen zerstöre die Böden. Nach der Gesetzesänderung müssen neue Weihnachtsbaumkulturen auch im Wald von der Landesforstbehörde genehmigt werden. In freier Landschaft gelte dies schon, erläuterte Umweltminister Johannes Remmel (Grüne). Die FDP-Opposition sieht die Weihnachtsbaumtradition in NRW durch die Reglementierung gefährdet. Auch die CDU stimmte gegen die Reform.

Über die Kernfragen des nadeligen Themas dürfte sich der Normalbürger noch nie Gedanken gemacht haben: "Bislang sind Weihnachtsbaumkulturen lediglich außerhalb des Waldes rechtlich vom Waldbegriff ausgenommen", rügt die Koalition in ihrem Gesetzentwurf. Deswegen sei nur dort behördliche Steuerung möglich gewesen.

Die ökologischen Schäden infolge ausgedehnter Weihnachtsbaumplantagen führten in der Bevölkerung schon zu Akzeptanzproblemen, meinen SPD und Grüne. "Das bislang positive Image des sauerländischen Weihnachtsbaums droht ohne eine Regelung des Anbaus erheblich beschädigt zu werden", heißt es in ihrem Gesetzentwurf.

Ganz anders sieht das die FDP. Weihnachtsbaumkulturen seien in der Bevölkerung "akzeptiert und gewünscht", stellt sie fest und fordert die rot-grüne Regierung auf, ihre Reformpläne zu begraben.
Bürokratische Regelungswut sei fehl am Platz, denn: "Der Wald unterliegt einer besonders intensiven Sozialbindung."

Anbaufläche verdoppelt

Jeder dritte Weihnachtsbaum, der in Deutschland verbraucht wird, stammt aus Südwestfalen. Mit etwa 18.000 Hektar Anbaufläche ist die Region das wichtigste europäische Produktionsgebiet für Weihnachtsbäume und Schmuckreisig. Dafür seien schon über 4000 Hektar Waldflächen in Anspruch genommen worden, stellten SPD und Grüne fest - Tendenz steigend.

Nach dem Orkan Kyrill 2007 habe sich die Fläche der im Wald angelegten Weihnachtsbaumkulturen mehr als verdoppelt, stellte Remmel fest. Begleitfolgen dieser "Fehlentwicklung" seien starker Einsatz von Düngemitteln, Insektiziden und Pestiziden, verringerte Bodenfruchtbarkeit und Lebensraumverlust für bestimmte Arten. Auch die Grundwasserqualität könne negativ beeinflusst werden, heißt es im Gesetzentwurf. Künftig kann die Forstbehörde Auflagen zum Einsatz von Spritzmitteln machen.

Die Lösung bietet eine Öffnungsklausel im Bundeswaldgesetz. Sie erlaubt es, Weihnachtsbaumkulturen vom Waldbegriff auszunehmen. "Damit erlangt Nordrhein-Westfalen einen Standard, den es fast in allen anderen Bundesländern bereits gibt", stellten SPD und Grüne in einer Mitteilung fest.

Es sind aber auch Ausnahmen von der Genehmigungsprozedur vorgesehen: Waldbesitzer soll eine Bagatellgrenze von zwei Hektar zugestanden werden, "bis zu der Weihnachtsbaumkulturen auch im Wald weiterhin als Wald gelten sollen und damit auch zukünftig ohne Umwandlungsverfahren angelegt werden können". Damit sei die Mehrzahl der Waldbauern von der Gesetzesänderung überhaupt nicht betroffen, meinte Remmel.

(lnw)
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