NRW-SPD-Fraktionschef Römer "Werner Müller soll RAG-Stiftung führen"

(RP). Norbert Römer, Fraktionschef der SPD im Düsseldorfer Landtag, über die zukünftige Rolle der RAG-Stiftung, die Perspektiven von Evonik und Lanxess und über die Frage, ob NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft auch Kanzlerin kann.

Herr Römer, das Land hat eine Top-Personalie zu klären: Die einflussreiche RAG-Stiftung sucht einen neuen Chef. Wer ist Ihr Favorit?

Römer Ich bin sicher, dass es zwischen der Bundesregierung und den Landesregierungen des Saarlandes und Nordrhein-Westfalens sowie der Gewerkschaft IGBCE einen abgestimmten Personalvorschlag geben wird, der auch in Kuratorium konsensfähig ist. Wichtig ist, dass wir an der Spitze eine Persönlichkeit haben, die sowohl die Politik als auch die Wirtschaft gut kennt.

Nennen Sie einen Namen...

Römer Ich glaube schon, dass Werner Müller als ehemaliger Bundeswirtschaftsminister und Ex-RAG-Chef die notwendige Qualifikation mitbringt. Er wäre eine Top-Besetzung bei der Gründung der Stiftung gewesen und er ist immer noch eine Top-Besetzung.

Im Gespräch ist auch der ehemalige Kanzleramts-Chef und WAZ-Geschäftsführer Bodo Hombach...

Römer Sicher hat auch Bodo Hombach Qualitäten, aber ich glaube nicht, dass Herr Hombach Teil eines konsensfähigen Personalpaketes werden kann. Allerdings könnte ich mir den ehemaligen NRW-Finanzminister Helmut Linssen, der von seiner Partei, der CDU, ins Gespräch gebracht wird, als Finanz-Vorstand vorstellen.

Was erwarten Sie künftig von der RAG-Stiftung?

Römer Natürlich muss die Stiftung satzungsgemäß einen Kapitalstock ansammeln, um die Ewigkeitskosten des Bergbaus zu bewältigen. Es reicht allerdings nicht aus, nur Geld zu sammeln und auf die hohe Kante zu legen, um es dann zuverlässig zu verwalten. Ich finde, die Stiftung sollte sich zu einem bedeutsamen industriepolitischen Impulsgeber entwickeln, wenn es darum geht, den Wandel zu neuen, modernen wirtschaftlichen Strukturen zu begleiten und zu forcieren.

Können Sie Beispiele dafür nennen?

Römer Da ist zum Beispiel die Frage, was aus den Steinkohle-Zechen wird. Die teilweise über tausend Meter tiefen Schächte könnten für Pumpspeicherwerke genutzt werden, um regenerativen Strom mithilfe von Wasserkraft zu speichern. Das Grubenwasser kann als Nährstoff für nachwachsende Rohstoffe, für Biomasse zur Energieerzeugung eingesetzt werden. Auf den Halden können Windparks entstehen, die ähnlich ertragreich wie Windparks auf See sein dürften. All diese Potenziale für erneuerbare Energien könnte eine RAG-Stiftung nutzen.

Wirklich neu ist die Idee der Nutzung von Zechen für die Windenergie nun aber auch nicht...

Römer Das sind ja auch nur einige Beispiele. Es gibt aber auch andere Felder, wo industriepolitische Impulse erforderlich sind. Der ehemalige "weiße Bereich" der RAG, das heutige Evonik, ist ein großer internationaler Chemiekonzern. Eine Perle, die aber mehr Größe braucht, um zur internationalen Top-Liga aufzuschließen. Dasselbe gilt für einen anderen Chemie-Konzern in Nordrhein-Westfalen: die ehemalige Bayer-Tochter Lanxess. Vielleicht organisiert die RAG-Stiftung hier ja eines Tages eine fruchtbare Verbindung.

Helmut Schmidt sagt, Peer Steinbrück, habe das Zeug zum Bundeskanzler. Kann Hannelore Kraft auch Kanzler?

Römer Ich bin sicher, sie kann Kanzlerin, Steinbrück und Steinmeier können Kanzler, Gabriel und Scholz auch. Wir sind personell sehr gut aufgestellt. Derzeit ist alles offen.

Ist es vorstellbar, dass Frau Kraft nach Berlin wechselt?

Römer Hannelore Kraft ist eine gute Ministerpräsidentin für NRW. Wir haben mit der Koalition noch eine lange Strecke vor uns.

Ist das Thema Neuwahlen in NRW endgültig vom Tisch?

Römer Sicher müssen wir für jeden Fall vorbereitet sein, aber ich bleibe dabei: Die nächste Landtagswahl findet 2015 statt.

D. Hüwel, T. Reisener und G. Voogt fassten das Gespräch zusammen

(RP)
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