München NSU-Angeklagter: Ich lehne Gewalt ab

München · Ralf Wohlleben, Ex-Funktionär der NPD, sagt vor Gericht aus. Beate Zschäpe beschreibt er als sympathisch.

Der als Helfer der Neonazi-Terrorzelle NSU angeklagte Ralf Wohlleben will die Mordwaffe der Gruppe nicht beschafft haben. Den Wunsch seines mittlerweile toten Bekannten Uwe Böhnhardt habe er nicht ausgeführt, sagte der frühere Vizechef der NPD in Thüringen vor dem Oberlandesgericht München. Er wies auch Aussagen von zwei Mitangeklagten zurück, er habe sie beauftragt, Pistolen zu beschaffen. "Gewalt zur Durchsetzung politischer Ziele lehne ich ab", sagte Wohlleben, der wegen der Vorwürfe in Untersuchungshaft sitzt. Zugleich machte er deutlich, dass er der rechtsextremen NPD unverändert nahestehe.

Mit seiner Aussage brach der 40-jährige Wohlleben wie zuletzt schon die Hauptangeklagte Beate Zschäpe sein Schweigen in dem inzwischen zweieinhalbjährigen Prozess. Die Bundesanwaltschaft bezeichnet Zschäpe als einziges überlebendes NSU-Mitglied. Die Gruppe soll zwischen 2000 und 2007 neun Männer griechischer und türkischer Abstammung sowie eine Polizistin ermordet haben. Zschäpe hatte in der vergangenen Woche von ihrem Anwalt eine Erklärung verlesen lassen und darin jede Beteiligung an den Morden bestritten. Wohlleben äußerte sich nicht näher zu Zschäpes Rolle, beschrieb sie aber als sympathisch und lebenslustig.

Anders als Zschäpe verlas Wohlleben seine Erklärung selbst. Er sagte, er habe von den Verbrechen erst aus den Medien erfahren: "Es war mir unvorstellbar, dass die beiden dazu imstande gewesen sind." Den Opfern und ihren Angehörigen gelte sein Mitgefühl. Den Behörden warf er Versagen vor: Es sei ihm unerfindlich, warum der Staat die Untergetauchten nicht aufgespürt habe.

Wohlleben räumte ein, er habe Böhnhardt, Uwe Mundlos und Zschäpe geholfen, als sie untergetaucht waren. Böhnhardt habe gedroht, sich im Falle einer Festnahme zu töten. Auch deswegen habe er keine Waffe besorgen wollen: "Ich wollte nicht am Suizid schuld sein."

(RP)
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