Nur spektakulär - der Papst bei Erdogan

Sein Besuch bei Erdogan ist spektakulär. Wirkmächtig aber wird die Papst-Visite dadurch nicht. Gesten werden ausgetauscht, Wünsche geäußert, Hoffnung wird in schöne und Kritik in behutsame Worte gefasst. Franziskus darf islamistischen Terror verurteilen und Erdogan eine "westliche Islamophobie" beklagen. Die Reise ist schon ein Erfolg, wenn keine Fehler unterlaufen. Zumal Benedikts Regensburger Rede 2006 zeigte, wie groß der Wille zum Missverständnis sein kann.

Für einen Fortschritt im christlich-islamischen Dialog ist das zu wenig. Weil vor allem der Islam noch weit entfernt zu sein scheint von der Anerkennung religiöser Vielfalt. So etwas klingt wie eine Selbstverständlichkeit. Doch in monotheistischen Religionen berührt eine solche Toleranz das Selbstverständnis. Die katholische Kirche hat sich dazu erst 1965 durchringen können. Eine abrahamitische Religionsfamilie wird ein frommer Wunsch bleiben, weil dem Islam ein verbindliches Lehramt und damit eine gültige Adresse fehlt. Erdogan ist nicht der Ansprechpartner. Papst Franziskus wird in Istanbul aber den orthodoxen Patriarchen Bartholomäus I. treffen und eine ökumenische Erklärung unterzeichnen. Die ist weit wirkmächtiger, aber unspektakulär.

(RP)
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