Persönlich O. J. Simpson . . . kommt wieder auf freien Fuß

Da war er wieder. Auf einem kleinen Bildschirm sprach Orenthal James, kurz O. J., Simpson zum Bewährungsausschuss. Aus dem Gefängnis, in dem er seit neun Jahren wegen eines bewaffneten Raubüberfalls saß, war er zugeschaltet worden und durfte nun für seine Haftentlassung werben. Er tat das mit Erfolg: Am 1. Oktober, so gab der Ausschuss anschließend bekannt, wird der 70-Jährige auf Bewährung auf freien Fuß gesetzt.

Während der Anhörung sprach Simpson nicht nur zu den Ausschussmitgliedern. Indirekt richtete er sich auch an das Millionenpublikum, das ihn seit Jahrzehnten auf der Mattscheibe verfolgt - zwei große TV-Sender übertrugen die Sitzung live. Es war fast wie damals, 1994, als nach Auftritten in der "Nackte Kanone"-Filmreihe die dritte, eher zweifelhafte Karriere des so begabten Footballers begann. Er stand unter Tatverdacht, seine damalige Ex-Frau Nicole und ihren Bekannten Ronald Goldman ermordet zu haben. Als die Polizei von Los Angeles ihn festnehmen wollte, floh er in einem weißen Geländewagen. Die folgende Verfolgungsjagd war die erste, die live per Helikopter und Kamera im Fernsehen übertragen wurde - Simpson ist damit quasi Mitbegründer eines in den USA sehr beliebten TV-Formats. Beliebt waren auch die Bilder vom folgenden Prozess gegen Simpson - auch bei diesem konnten Interessierte im Fernsehen zusehen. Was sie zu sehen bekamen, war eine der aufsehenerregendsten Gerichtsverhandlungen der Geschichte. Am Ende eines Prozesses, der von Demonstrationen und Diskussionen über Rassenkonflikte begleitet wurde, sprach ihn die Jury am 3. Oktober 1995 frei - bis heute aber gibt es Zweifel an Simpsons Unschuld.

Als Footballer brachte es Simpson immerhin einmal zum wertvollsten Spieler der Saison. Als Darsteller seiner ganz eigenen Reality-Show brachte er es zu Weltruhm. Was auch immer aus Simpson wird, eins ist sicher: Millionen werden ihm dabei zusehen.

Tim Specks

(RP)
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