OB-Wahl in Dresden CDU-Schlappe und "Gender-Tanten"

Dresden · Die CDU und Großstädte – irgendwie scheint das seit einiger Zeit nicht mehr zusammenzupassen. Bei der OB-Wahl in Dresden kam Unions-Kandidat Markus Ulbig nur auf magere 15 Prozent der Stimmen. Dafür sorgte eine Parteilose mit extremen Ansichten für Furore.

 Tatjana Festerling bei einer Pegida-Kundgebung in Dresden.

Tatjana Festerling bei einer Pegida-Kundgebung in Dresden.

Foto: dpa, skh fdt

Die CDU und Großstädte — irgendwie scheint das seit einiger Zeit nicht mehr zusammenzupassen. Bei der OB-Wahl in Dresden kam Unions-Kandidat Markus Ulbig nur auf magere 15 Prozent der Stimmen. Dafür sorgte eine Parteilose mit extremen Ansichten für Furore.

Auf dem Wahlschein stand eine Adresse in Hamburg. Allerdings betonte Tatjana Festerling (51) vor der Oberbürgermeisterwahl in Dresden, dass sie definitiv in die sächsische Landeshauptstadt ziehen wolle, egal wie die Sache ausgehe. Für die freiberufliche Marketingfrau, die für die islamkritische "Pegida" antrat, ging die Sache an der Elbe gut aus. Überraschend gut.

Die parteilose Festerling holte beim Rennen um das Dresdner Rathaus aus dem Stand 9,6 Prozent der Stimmen. Fast jeder zehnte Wähler stimmte für Festerling, die mit ihren Kundgebungen in Dresden seit Monaten für Schlagzeilen sorgt — und dabei immer wieder betont, dass sie nicht rechtsradikal, sondern patriotisch sei.

Partei? Das war einmal.

Partei, das war für die geschiedene Mutter zweier erwachsener Kinder einmal: Festerling, die früher Ultra-Marathon lief und in ihrer Freizeit mittlerweile gerne bei Yoga-Übungen und Bergwandern entspannt, musste 2014 aus der Alternative für Deutschland (AfD) austreten.

Der Grund: Sie war der Partei mit ihren Ansichten zu der gewalttätigen Kölner Hooligan-Demonstration im vergangenen Oktober zu extrem. Neben der Bühne gibt sich Festerling ruhig und überlegt. Bei ihren Kundgebungen wettert sie jedoch lautstark gegen Asylbewerber oder "Gender-Tanten".

Unterstützung von der NPD

Kein Wunder also, dass Festerling sogar von der NPD unterstützt wurde, die auf einen eigenen Kandidaten verzichtete. In den Umfragen vor der Wahl hatte Festerling trotzdem nur bei etwa zwei Prozent gelegen. Das Ergebnis zeigt aber: Der "Pegida"-Versuch, in der Dresdner Kommunalpolitik Fuß zu fassen, gelingt.

Mehr als 430 000 Wahlberechtigte waren in Dresden zur Stimmabgabe aufgerufen; die Wahlbeteiligung lag bei 51,1 Prozent. Die sächsische Wissenschaftsministerin Eva-Maria Stange, die als gemeinsame Kandidatin von SPD, Grünen, Linken und Piraten antrat, kam nach der Auszählung aller 445 Wahlbezirke auf 36 Prozent der Stimmen.

Der amtierende Bürgermeister Dirk Hilbert (FDP) erreichte für den "Verein unabhängige Bürger von Dresden" 31, 7 Prozent. Der sächsische Innenminister, CDU-Kandidat Markus Ulbig, kam lediglich auf 15,4 Prozent. Er erklärte nach dem mageren Ergebnis, er werde nicht noch einmal antreten. Da kein Bewerber die absolute Mehrheit erreichte, ist am 5. Juli ein zweiter Wahlgang nötig. Dann gewinnt der Bewerber mit der höchsten Stimmenzahl.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort