Addis Abeba Obama besucht Afrikas Aufsteiger-Nation

Addis Abeba · Äthiopiens Wirtschaft wächst stark, doch das Land leidet unter einer Diktatur.

US-Präsident Barack Obama absolviert derzeit einen Besuch in Äthiopien. Es ist seine erste Reise in das ostafrikanische Land. Gestern sprach Obama bereits mit Ministerpräsident Hailemariam Desalegn und Präsident Mulatu Teshome. In Äthiopien will Obama den Kampf gegen die somalische Al-Shabaab-Miliz vorantreiben. Erst am Sonntag hatten die Extremisten in der Nähe des Dschasira-Hotels in Mogadischu (Somalia) eine Autobombe gezündet und mindestens 15 Menschen in den Tod gerissen. "Es gibt eine sehr ähnliche Bedrohung in Kenia und Äthiopien", sagte Obamas Sicherheitsberater Ben Rhodes. Beide Länder stünden mit Blick auf die Terrorgefahr, aber auch wegen Verstößen gegen Menschenrechte und beim Wirtschaftswachstum vor ähnlichen Herausforderungen.

In Äthiopien etwa lebt trotz eines hohen Wirtschaftswachstums (2015 waren es 10,3 Prozent) fast jeder Dritte in extremer Armut. Das jährliche Pro-Kopf-Einkommen liegt im Schnitt bei umgerechnet 370 Euro. Jedes vierte Kind unter fünf Jahren gilt als untergewichtig. Dürren, ein jahrelanger Grenzkrieg mit Eritrea, eine Analphabetenquote von 50 bis 60 Prozent und eine hohe Geburtenrate haben eine noch deutlichere wirtschaftliche Verbesserung bisher verhindert. Bedeutendster Erwerbszweig ist die Landwirtschaft, in der vier von fünf Äthiopiern beschäftigt sind. Im vergangenen Jahrzehnt ist das Land am Horn von Afrika zum viertgrößten Schnittblumen-Exporteur der Welt aufgestiegen. Noch bis 2011 wuchs die Wirtschaft zweistellig, für 2015 sagen Experten immer noch ordentliche sieben Prozent Wachstum voraus. Inzwischen ist das Land die siebtgrößte Volkswirtschaft in Afrika südlich der Sahara. Ähnlich wie China oder auch das ostafrikanische Ruanda gilt Äthiopien jedoch als Entwicklungsdiktatur: Die Regierung lenkt nicht nur die Wirtschaft, sondern auch die Gesellschaft.

Journalisten werden eingeschüchtert oder inhaftiert und die Zivilgesellschaft unterdrückt. Die Menschenrechte waren auch für Obama ein wichtiger Teil der Gespräche mit Premierminister Desalegn, sagte Rhodes: "Es gibt bedeutende Einschränkungen, die nicht mit den universellen Werten übereinstimmen, für die wir stehen, etwa die Notwendigkeit einer freien Presse."

(RP)
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