Newtown Obama: Wir müssen unsere Kinder schützen

Newtown · Präsident Barack Obama hat die USA nach dem Schulmassaker von Newtown zu entschiedenen Schritten gegen Waffengewalt aufgerufen. Die Zeit zum Handeln sei gekommen, sagte der Präsident auf einer Trauerfeier. Er wolle seine Macht zu Bemühungen nutzen, "die darauf abzielen, weitere Tragödien wie diese zu verhindern".

Am Freitag hatte der 20-jährige Adam Lanza seine Mutter getötet war mit mehreren Waffen aus deren Besitz gewaltsam in die Sandy-Hook-Grundschule in Newton eingedrungen, wo er ein Massaker unter Sechs- und Siebenjährigen anrichtete. Außerdem tötete er sechs Erwachsene.

Obama sprach vor trauernden Angehörigen und Gemeindemitgliedern. "Wir sind hier, um 20 wunderbare Kinder und sechs großartige Erwachsene zu betrauern, die in einer Schule starben, die jede Schule in Amerika hätte sein können." Obama sagte, es sei die erste Pflicht der Gesellschaft, ihre Kinder zu schützen. Er stellte die Frage, ob die USA als Nation wirklich diese Pflicht erfüllten. "Die Antwort ist nein. Wir tun nicht genug."

Es sei das vierte Mal in seiner Präsidentschaft, dass er nach einem Blutbad in eine trauernde Gemeinde komme, um Trost zu spenden, sagte Obama. Er fragte: "Sind wir wirklich bereit zu sagen, dass wir machtlos sind angesichts eines solchen Gemetzels? Sind wir bereit zu sagen, dass solche Gewalt, wie sie unsere Kinder Jahr für Jahr heimsucht, der Preis für unsere Freiheit ist?" Zwar gebe es kein einziges Gesetz, das das Böse ausrotten könne. Aber das sei keine Entschuldigung für Untätigkeit. "Ganz sicher können wir es besser machen als bisher." Es gebe keine andere Wahl.

Über Nacht bekam einen gallebitteren Beigeschmack, was auf dem weißen Schild steht: "Sandy Hook School – Visitors Welcome." Nicht nur, dass sie keine Besucher mehr empfängt, die Sandy-Hook-Grundschule in Newtown, auf absehbare Zeit wird es dort auch keinen Unterricht geben. Im neuen Jahr sollen die 436 Kinder, die Adam Lanzas Amoklauf überlebten, Schulen in Nachbarorten besuchen, danach will man weitersehen. Wer weiß, ob die Sandy Hook School jemals wieder öffnet. Im württembergischen Winnenden wurde nach dem Amoklauf eines 17-Jährigen in der Albertville-Realschule 2009 der Unterricht erst zwei Jahre später nach einem gründlichen Umbau wieder aufgenommen.

Dann ist da die Hoffnung, dass die Politik die Weichen endlich neu stellt. Dem "Wall Street Journal" zufolge denkt das Weiße Haus darüber nach, schnellstmöglich zurückzukehren zu einem Gesetz, das den Verkauf hochleistungsfähiger Munitionsmagazine – die Dauerfeuer ermöglichen – untersagt. Im 1994 unter Präsident Bill Clinton beschlossenen Anti-Sturmgewehr-Gesetz war dies schon einmal verankert, ebenso wie das Verbot, bestimmte halbautomatische Waffen zu vertreiben. Zehn Jahre später lief das Gesetz aus, nachdem die Waffenlobby enormen Druck ausgeübt hatte, es nicht zu verlängern.

Dianne Feinstein, demokratische Senatorin aus Kalifornien, ist nach dem New Yorker Bürgermeister Michael Bloomberg die erste Politikerin von Rang, die eine sofortige Kehrtwende hin zur alten Regelung fordert. Obamas Sprecher Jay Carney dämpfte freilich die Hoffnungen auf eine gesetzliche Lösung, als er gestern erklärte, eine schärfere Kontrolle der Waffenverkaufs sei nicht die einzige Lösung, um Bluttaten wie in Newton zu verhindern.

Es gibt noch ganz andere Stimmen. Sie fordern, die Lehrer zu bewaffnen. So meint etwa der republikanische Kongressabgeordnete Louie Gohmert: "Bei Gott, ich wünschte, bei der Direktorin der Sandy Hook hätte eine Flinte im Büroschrank gestanden. Dann hätte sie dem Angreifer nicht so hilflos gegenüberstanden, mit nichts in ihren Händen, als sie in den Korridor stürmte."

Überall in den USA sind die Patrouillen im Umfeld von Schulen verstärkt worden. Die kalifornische Polizei nahm einen Mann fest, der mit Schießereien an Schulen gedroht hatte. Im Elternhaus des 24-Jährigen wurden zahlreiche Waffen und Munition gefunden. Der Mann habe im sozialen Netzwerk Facebook damit gedroht, mehrere Grundschulen anzugreifen, hieß es.

(FH)
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