London Olympia-Planung: Panne bei britischer Anti-Terror-Einheit

London · Die blaue Mappe auf dem Sitz eines Zuges sah nicht besonders wichtig aus. Doch eine Terrorzelle hätte viel dafür gegeben, um deren Inhalt zu sehen. Während sich London auf die Olympischen Spiele im Sommer vorbereitet, ließ ein ranghoher Offizier des Scotland Yard einen Ordner mit detaillierten Plänen der Sicherheitsmaßnahmen für Olympia in einem Vorortzug liegen.

Die "Sun" berichtete von dem Vorfall, nachdem ein Pendler aus dem südenglischen Dartford ihr die Mappe zugespielt hatte und sie die geheimen Dokumente der Metropolitan Police (Met) überreicht hatte. In der Mappe befanden sich nicht nur die Daten der anstehenden Sicherheitsübungen, sondern auch die Handynummern der wichtigsten Met-Beamten und die Notfallpläne für einen Terrorangriff.

Es ist bereits die zweite Olympia-Panne in kürzester Zeit: Wenige Tage nach dem Jahreswechsel gelang es anonymen Testern, eine Bombenattrappe ins olympische Stadion im Stadtteil Stratford hineinzuschmuggeln. Dabei geben die Organisatoren monatlich neun Millionen Euro zum Schutz der Sportstätten aus.

Und so wächst in London die Sorge, dass der Chef der Spiele, Lord Sebastian Coe, überfordert ist. Der Vorsitzende des Organisationskomitees steht vor einer komplexen Situation: Coe setzt alles daran, dass die Metropole an der Themse weltoffen wirkt. Allerdings wurde der 55-jährige Baron von den Geheimdiensten gewarnt, dass die Spiele im Visier radikaler Islamisten, nordirischer Separatisten und weiterer militanter Gruppen sind.

Hinzu kommt eine unerwartete Kostenexplosion: Statt 838 Millionen Pfund (eine Milliarde Euro) werden die Briten wohl eher eine Milliarde Pfund für die Sicherheit ausgeben müssen, werden doch deutlich mehr als die ursprünglich eingeplanten 10 000 privaten Wachleute benötigt. Die Regierung versprach, neben 12 000 Polizisten den Einsatz von 13 500 Soldaten. Angeblich sollen im Sommer alle Sprengstoffsuchhunde aus Afghanistan nach London abgezogen werden. Die Royal Navy wird ihr größtes Schiff, die "HMS Ocean", in Greenwich ankern lassen. An der Themse werden Boden-Luft-Raketen stationiert, die Luftwaffe verlegt ihre Typhoon-Abfangjäger aus Schottland in die Nähe von Wembley und schickt Kampfhubschrauber mit Scharfschützen in den Londoner Himmel. Laut neuen Plänen sollen Drohnen bei der Überwachung des Olympischen Parks helfen.

(RP)
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