Persönlich Paolo Gentiloni . . . soll Platzhalter für Renzi sein

Er stammt aus einer noblen italienischen Familie und darf sich nun mit weniger noblen Themen der schnöden Machtpolitik herumschlagen. Der Adelige Paolo Gentiloni (62) ist gestern nach dem Willen von Staatspräsident Sergio Matarella Italiens neuer Regierungschef geworden. Ministerpräsident Matteo Renzi war zurückgetreten, nachdem die Italiener ihm bei der Volksabstimmung Anfang Dezember über eine Verfassungsreform die eiskalte Schulter gezeigt hatten.

Nun ist es nicht so, dass der gebürtige Römer Gentiloni politisch unerfahren ist. Auf europäischer Bühne nahm er bisher als Außenminister Italiens Interessen war. Bei seinen EU-Amtskollegen ist er wohl gelitten, er verkörpert einen überzeugten Pro-Europäer. Er spricht Englisch, Französisch und Deutsch, wurde in seinem Elternhaus streng katholisch erzogen, ist verheiratet und hat keine Kinder.

Außenminister war Gentiloni überraschend geworden, als Renzi ihn 2015 berief, nachdem die bisherige Amtsinhaberin Federica Mogherini EU-Außenbeauftragte geworden war.

Als Chef des Außenamtes blieb ihm das mitunter kleinliche Gezeter innenpolitischer Ranküne erspart. Nun muss er eine neue mehrheitsfähige Koalition zimmern, die bis zu den Wahlen 2018 halten soll. Er muss dabei Interessen und Eitelkeiten berücksichtigen, will er nicht entnervt scheitern, bevor er überhaupt begonnen hat, die politischen Geschäfte zu gestalten. Italien steckt in einer tiefen Bankenkrise. Das Land braucht dringend ein neues Wahlgesetz, um stabile Regierungsmöglichkeiten zu schaffen.

Der studierte Politikwissenschaftler engagierte sich schon als Jugendlicher eher in Italiens linken Gruppierungen. Er arbeitete als Journalist und war in den 90er-Jahren Sprecher des Bürgermeisters seiner Heimatstadt. 2007 gehörte er zu den Gründungsmitgliedern des sozialdemokratischen Partito Democratico (PD), der er bis heute treu ist.

(RP)
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