Persönlich Papst Franziskus . . . auf schwieriger Mission

Der knapp einwöchige Papst-Besuch in Kolumbien ist keine leichte Visite. Aber welche ist das schon? Und sie ist mit hohen Erwartungen verknüpft. Welche nicht? Reisen des Heiligen Vaters stehen stets unter diesen Vorzeichen, weil die Mission des Oberhauptes der katholischen Kirche schon dem Namen eingeschrieben ist: Pontifex heißt Brückenbauer. Er ist Vermittler, wo Gespräche schwierig geworden sind; und von ihm werden dort Brücken erwartet, wo unüberwindbare Abgründe lauern.

Auch in Kolumbien - genauer: besonders in Kolumbien. Nach 50 Jahren Bürgerkrieg mit mehr als 220.000 Toten steht das Land am Anfang eines immer noch wackligen Friedensprozesses. Die katholische Kirche im Land hat beim Friedensprozess mit der Farc-Guerilla mitgemacht; und die Geistlichkeit ist immer noch eine Hausmacht im südamerikanischen Land: Knapp 80 Prozent der 50 Millionen Einwohner sind katholisch. Doch die Konkurrenz durch evangelikale Sekten ist enorm.

Da wird der Besuch des 80-jährigen Kirchenoberhauptes aus Argentinien zum großen Hoffnungszeichen. Und der begeisterte Empfang, den ihm Hunderttausende in Bogota jetzt bereitet haben, sind ein Beleg für die immensen Erwartungen. Papst Franziskus kennt den Kontinent. Er weiß, dass seine Kirche dort immer auch politische Kraft besitzt und sie auch wahrgenommen hat. Die Theologie der Befreiung hat in Südamerika ihre wichtigste Quelle. Der Papst aber ist nicht gekommen, um zu befreien, sondern um zu versöhnen.

Er hat aus den Händen Emmanuels - Sohn einer von Farc-Kämpfern entführten Politikerin - eine Friedenstaube bekommen; er hat Kriegsversehrte begrüßt und wird heute zwei Geistliche, die im Bürgerkrieg Opfer des blutigen Glaubenshasses wurden, seligsprechen. Papst Franziskus unterwegs in der Welt erscheint oft wie das Evangelium auf zwei Beinen.

(RP)
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