Rom Papst Franziskus im Land der Camorra

Rom · Die Provinz Caserta ächzt unter dem Joch der Mafia, die dort illegale Mülldeponien betreibt.

Ohne die Mafia explizit zu erwähnen, hat Papst Franziskus erneut die organisierte Kriminalität in Italien an den Pranger gestellt. "Man muss den Mut haben, Nein zu jeglicher Form von Korruption und Illegalität zu sagen. Wir wissen genau, welchen Namen diese Formen haben", sagte er bei einer Messe im italienischen Caserta. Der Papst spielte damit auf die Camorra an, die Neapel und Umgebung seit Jahrzehnten kontrolliert. Etwa 200 000 Menschen waren zum Gottesdienst vor das Schloss von Caserta gekommen. Die Gegend ist für die skrupellosen Aktivitäten der Camorra und ihrer Familien-Clans bekannt. "Terra dei fuochi" ("Land der Feuer") wird die Region in Anspielung an Dutzende illegale Deponien genannt, in denen die Camorra-Organisationen weiterhin giftigen Müll verbrennen. Der Landstrich, in dem auch Büffelmozzarella produziert wird, wurde international durch den Bestseller "Gomorrha" des Autors Roberto Saviano bekannt. Die Camorra, insbesondere der Clan der "Casalesi" aus Casal di Principe kontrolliert weite Teile des Wirtschaftslebens der Region und hat direkte Kontakte zu Politikern. Nicola Cosentino, ein ehemaliger Staatssekretär der Regierung Berlusconi war nach Angaben von Staatsanwälten eine Art "Statthalter" der Camorra in Rom.

Auf dem Weg vom Vatikan nach Caserta überflog Papst Franziskus zusammen mit Begleitern im Hubschrauber das "Land der Feuer". Dabei soll er gesagt haben: "Es ist schrecklich, dass ein so schönes Land so ruiniert wird." Bei seiner Predigt rief der Papst den Gläubigen zu: "Wir sind alle dazu aufgerufen, das Leben und die Gesundheit der Mitmenschen zu schützen und die Natur zu bewahren." An der Messe vor dem Schloss nahmen auch Eltern teil, deren Kinder durch die illegalen Müllverbrennungen tödlich vergiftet worden sein sollen. "Der Besuch des Papstes ist ein Meilenstein für uns", sagte Don Maurizio Patriciello, der als Pfarrer die Proteste gegen die illegalen Müllverbrennungsanlagen in der Provinz Caserta koordiniert. "Hoffentlich nehmen die Verbrennungen jetzt endlich ein Ende." Öffentliche Krankenhäuser hätten nicht genügend Kapazitäten für die Heilung der oft minderjährigen Opfer, sagte der Priester.

Auf dem Schlossplatz waren zudem viele afrikanische Migranten zu sehen, die in der Provinz unter menschenunwürdigen Bedingungen arbeiten und von den Camorra-Clans ausgebeutet werden. "Vereint gegen Camorra und Rassismus", war auf einem großen Transparent zu lesen. Erst vor wenigen Wochen hatte Franziskus explizit die Mafia verurteilt. Bei einem Besuch in Kalabrien sagte der Papst, die Mafiosi seien "exkommuniziert".

(RP)
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