Persönlich Papst Franziskus ... macht Rücktritt zum Thema

Es war mal wieder eine dieser Flugreisen. Auf der Rückkehr von Südkorea nach Rom ergriff Papst Franziskus der Tradition folgend das Mikrofon und stand den mitreisenden Journalisten Rede und Antwort - immer noch die beste Gelegenheit, die Meinung des Kirchenoberhaupts ganz direkt zu erfahren. Dieses Mal ging es um den Rücktritt von Franziskus' Vorgänger Benedikt XVI. So ein Schritt möge ja manchen Theologen nicht gefallen, sagte der 77-jährige Amtsinhaber, "aber ich denke, dass der emeritierte Papst keine Ausnahme ist". Wenn seine eigenen Kräfte nachließen, werde er "beten und dasselbe tun". Und noch zwei Sätze über den mit dem Amt verbundenen Rummel: "Ich weiß, das dauert nur kurze Zeit. Zwei, drei Jahre, dann geht es ins Haus des Herrn."

Franziskus spricht nicht zum ersten Mal so offen über einen Rücktritt: Ende Mai hatte er gesagt, Benedikt habe ein Zeichen für kommende Päpste gesetzt. (Das war auf dem Rückflug aus Nahost.) Erstmals aber hat er in der Ich-Form Stellung genommen. Dass er nicht der Fitteste ist, ist seit seinem Amtsantritt bekannt - als jungem Mann wurde ihm ein Teil der rechten Lunge entfernt; das Gehen fällt ihm sichtlich schwer.

Die Gesundheit Seiner Heiligkeit ist unter Franziskus wie so vieles andere kein kommunikatives Mysterium - dieser Papst spricht selbst darüber. Mit ähnlich unverblümten Sätzen zu Kirche und Glauben hat Franziskus die Hoffnung auf eine Öffnung der Kirche geweckt (was den Umgang mit Homosexuellen angeht, übrigens ebenfalls auf einem Rückflug - aus Brasilien). Umgesetzt ist davon noch wenig. In Rom hat er immerhin schon einen Kardinalsrat einberufen, der über eine Kurienreform nachdenkt. Wenn sich Mutter Kirche bewegt, dann langsam.

Knapp anderthalb Jahre ist Franziskus nun im Amt. Da liegt die Hoffnung nahe, dass ihm mehr Zeit bleibt als bloß "zwei, drei Jahre". Und man darf gespannt sein auf den nächsten Rückflug.

(RP)
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