Rom/Ankara Papst spricht von Völkermord an Armeniern - Türkei erbost

Rom/Ankara · Papst Franziskus hat den Tod von möglicherweise bis zu 1,5 Millionen Armeniern vor 100 Jahren als "ersten Völkermord im 20. Jahrhundert" bezeichnet. Als Reaktion bestellte die Türkei, die es als Rechtsnachfolgerin des osmanischen Imperiums ablehnt, von Genozid zu sprechen, den Vatikan-Botschafter ins Außenministerium in Ankara ein und zog den eigenen diplomatischen Vertreter im Vatikan ab.

Während des Ersten Weltkriegs wurden Millionen Armenier aus dem Osmanischen Reich vertrieben, viele von ihnen wurden ermordet. Nach unterschiedlichen Schätzungen kamen zwischen 200 000 und 1,5 Millionen Menschen ums Leben. "Unsere Menschheit hat im vergangenen Jahrhundert drei große, unerhörte Tragödien erlebt", sagte der Pontifex gestern bei einer Sondermesse für armenische Katholiken in der Basilika des Petersdoms. "Die erste, die allgemein als der erste Genozid des 20. Jahrhunderts angesehen wird", habe das armenische Volk getroffen. Die beiden anderen Völkermorde des 20. Jahrhunderts seien "von Nationalsozialismus und Stalinismus" begangen worden.

"Religiöse Ämter sind nicht die Position, mit haltlosen Vorwürfen Feindschaft und Hass zu schüren", kritisierte der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu via Twitter. Dagegen lobte der armenische Präsident Sersch Sargsjan die Äußerungen des Papstes als "starkes Signal".

(dpa)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort