Persönlich Papst Franziskus . . . vermittelt in Venezuela

Henrique Capriles flüchtet sich erst einmal in Sarkasmus: "Welcher Dialog? In Venezuela hat kein Dialog begonnen", kommentiert der bei den Präsidentschaftswahlen 2013 hauchdünn unterlegene Kandidat des bürgerlich-konservativen Lagers die Ankündigungen über einen baldigen Auftakt direkter Gespräche zwischen Regierung und Opposition. Capriles hat nämlich vom Start der Vermittlungsbemühungen des Vatikans aus dem Fernsehen erfahren.

Papst Franziskus hatte in den vergangenen Wochen mehrfach an Venezuelas Präsident Maduro geschrieben, um im Pulverfass Venezuela zu vermitteln. Die dortige Opposition läuft Sturm gegen den sozialistischen Präsidenten Maduro, der mit drakonischen Maßnahmen zurückschlägt.

Der Papst möchte Maduro derweil zu Gesprächen mit der bürgerlichen Opposition zu bewegen. Dafür schickte er eigens den Schweizer Erzbischof Emil-Paul Tscherrig nach Caracas. Doch schon die Ankunft des päpstlichen Vermittlers geriet zu einem Fiasko: Als der gerade erst zum Kardinal ernannte Erzbischof von Merida, Balthazar Porras, noch den wartenden Journalisten erklärte, er wisse nichts von der Reise eines päpstlichen Gesandten, saß der Schweizer Erzbischof bereits im Flieger in Richtung venezolanische Hauptstadt. Und während sich die venezolanische Kirche und die Opposition von den päpstlichen Vermittlungsbemühungen noch überrascht zeigten, gelingt den regierenden Sozialisten bereits der nächste Coup: Papst Franziskus empfängt Venezuelas Präsidenten Nicolas Maduro im Vatikan zur Privataudienz.

Die Oppositionsvertreter dagegen müssen zu Hause Bilder mit ansehen, wie das Kirchenoberhaupt den umstrittenen Staatschef herzlich willkommen heißt. Von einem ernsthaft geführten Dialog scheint man in Venezuela - trotz aller päpstlichen Bemühungen - jedenfalls noch weit entfernt.

(RP)
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